1. Am selben Tag im gleichen Jahr
Ein Taubsi-Schwarm
flatterte über den Wald und der Sonne entgegen. Am Wegesrand spielte
ein glückliches Rattfratz-Pärchen. Im nahen Bach tollten vergnügte
Karpadors umher. „Ach ja,“ seufzte der junge Trainer, „hier am Ende der
Welt können die Pokémon noch in Ruhe und Frieden leben und
die Schönheit eines Frühlingstages genießen.“ Er bemerkte,
dass ein kleines Raupy neben ihm her krabbelte. Er blieb kurz stehen und
bückte sich, um es zu streicheln. Das Käfer-Pokémon quiekte
glücklich. „Ach ja,“ dachte sich der Trainer, „hätte ich bloß
schon PokéBälle...“ Doch es sollte erst morgen so weit sein.
Der junge Trainer
hieß Agu. Er lebte irgendwo in einem kleinen, unbedeutenden Dorf
in Kanto und war vor einigen Tagen von zu Hause aufgebrochen. Er war unterwegs
nach Alabastia. „Ich komme genau rechtzeitig,“ dachte er, „morgen werde
ich in Alabastia sein und mir bei Professor Eich mein Pokémon aussuchen
können. Und dann werde ich auf eine weite Pokémon-Reise aufbrechen
... und der größte Pokémon-Trainer aller Zeiten werden!“
Nicht weit entfernt
krähte ein Dodri.
„Ah,“ sagte Agu
zufrieden, „das Dodri kräht zum Abend.“ Er legte sich ins feuchte
Gras und schlief sofort erschöpft und zufrieden zugleich ein. Zu seiner
Rechten stand ein Wecker, damit er ja nicht zu spät aufwachte und
womöglich für ein Jahr die einzige Chance, eine Pokémon-Reise
zu starten, verpasste, zu seiner Linken lag das Raupy, das sich dich an
ihn kuschelte, um es möglichst warm zu haben.
Am nächsten
Morgen klingelte der Wecker pünktlich um sieben Uhr. Agu gähnte
und erhob sich. Er rollte seinen Schlafsack wieder zusammen und steckte
ihn in seinen Rucksack. „Ah,“ sagte er, „nur noch wenige Minuten! Nur noch
wenige Minuten, dann werde ich ein waschechter Pokémon-Trainer sein!“
Er sah sich um. „Moment mal,“ erschrak er, „aus welcher Richtung kam ich
gestern?“ Hilflos schaute er in alle Richtungen. „Verflixt,“ rief er, „was
mach ich jetzt nur? Raupy, kannst du mir nicht helfen?“ Abgesehen davon,
dass es sowieso nur „Raupy?“ gefiepst hätte, war das kleine Pokémon
schon ganz woanders, nämlich auf der anderen Seite der Wiese auf der
Flucht vor einem Tauboga, das sich offensichtlich ein saftiges Frühstück
gönnen wollte. „Ach, was soll’s,“ beschloß Agu schließlich,
„ich geh einfach auf gut Glück in irgendeine Richtung los! Anders
geht’s nicht!“
Dann hörte
er plötzlich eine Hupe und jemand rief: „Hey! Aus der Bahn!“ Agu erschrak.
Bremsen quietschen. Es krachte und schepperte. „Oh verdammt,“ murmelte
der Autofahrer, „das hätte nicht passieren dürfen!“ Er stieg
aus seinem Wagen aus und half Agu unter demselben hervor. „Bist du okay?“
fragte der Fahrer. „Danke,“ sagte Agu etwas benommen, „geht schon.“ - „Da
bin ich aber froh,“ sagte der Fahrer erleichtert, „ich wollte ja auch nicht
meine Pokémon-Reise mit einem Besuch bei der Polizei anfangen. Haha!
Okay, dann auf Wiedersehen!“ - „Ja,“ sagte Agu, „auf Wiedersehen.“ Der
junge Mann stieg wieder ins Auto fuhr los. Agu sah ihm hinterher. „Also,
Männer gibt’s,“ dachte er schmunzelnd, „hat der Kerl doch echt fünf
Mädels auf der Rückbank...“ Dann fiel ihm plötzlich etwas
ein. Er lief hinter dem Wagen her. „Warten sie!“ rief er. Das Kabrio hielt
an. „Ja?“ fragte Fahrer. „Entschuldigung,“ fragte Agu, „können Sie
mir zufällig sagen, in welcher Richtung Alabastia liegt?“ - „Klar,“
rief der Fahrer, „wohne ja schließlich da! Ich komme aus Alabastia,
es ist dort hinten, noch etwa einen halben Kilometer, dann bist du da!“
- „Danke.“ - „Bitte.“ Der Fahrer trat wieder auf’s Gas und düste davon
in Richtung Vertania City.
Der halbe Kilometer,
den Agu auf seinem Weg nach Alabastia zurück legte, verlief genauso
ereignislos wie alle voran gegangenen. Nur einem jungen Trainer begegnete
Agu unterwegs, sprach ihn jedoch nicht an, da er merkte, dass er schon
mit seinem Pikachu genug zu tun hatte. „Oje,“ dachte sich Agu, „ob es einem
wirklich so ergeht wie dem Jungen da, wenn einem das Pokémon nicht
gehorcht? Hoffentlich passiert mir das nicht auch!“ Dann kam Agu nicht
mehr dazu, weiter zu denken, denn er musste einfach die herrliche Aussicht
über das wunderschöne Alabastia genießen. „Das da unten
muß Professor Eichs Haus sein,“ sagte er schließlich. Er machte
sich auf den Weg und stand bald vor der Tür. Aufgeregt klopfte er
an die Tür. Nur noch ein paar Minuten, dann würde er endlich
sein erstes eigenes Pokémon in den Händen halten! Er war überglücklich
vor Vorfreude!
Endlich wurde die
Tür geöffnet. „Ja bitte?“ fragte der alte Mann, der auf gemacht
hatte. „Sind sie Professor Eich?“ fragte Agu. „Der bin ich,“ sagte Professor
Eich, „und wer bist du?“ - „Ich bin Agu,“ erklärte Agu, „und ich bin
hier, um mir mein Pokémon abzuholen!“ - „Oh,“ sagte Professor Eich.
„Was ist los?“ erschrak Agu. „Weißt du,“ sagte Professor Eich, „die
drei Pokémon, die ich normalerweise für die Nachwuchs-Trainer
reserviere, sind alle drei schon weg. Und selbst das vierte, das ich eigentlich
gar nicht her geben wollte, hat heute einen Besitzer gefunden. Ich fürchte,
für dich ist jetzt wirklich beim besten Willen keines mehr übrig.“
Von einem Ausdruck auf den andere wechselte Agus Stimmung von Freude auf
tiefste Enttäuschung. Er hatte sich so sehr auf ein eigenes Pokémon
gefreut und nun das! Mit gesenktem Haupt verließ er Alabastia wieder.
„Tut mir leid, ich kann doch auch nichts dafür,“ rief ihm Professor
Eich hinterher, doch Agu hörte nicht mehr.
Auf Route 1 konnte
Agu vor Enttäuschung nicht mehr. Er setzte sich auf einen Stein am
Wegesrand und weinte sich erst mal aus. „Pummel?“ - „Nanu, was war das?“
Agu schreckte auf. Er drehte sich um sah hinter sich ein Pokémon
stehen, das ihn neugierig ansah. Es war rosa und ballförmig. Was es
war, wusste Agu nicht, aber es war ein Pokémon - und zwar sein Pokémon,
das hatte er hiermit beschlossen! Er besaß zwar weder ein Pokémon,
um gegen das kleine Wesen zu kämpfen, noch besaß er PokéBälle,
doch er wollte es trotzdem irgendwie schaffen, das hatte er sich jetzt
fest vorgenommen!
2. Gesang und Feuer
Agu sah nach oben.
Über seinen Kopf flog ein Hubschrauber hinweg. Er war unterwegs in
Richtung Silberberg. Dort landete vor einem kleinen Haus, das zwischen
vielen Büschen und Felsen versteckt kaum sichtbar war. Auf dem Helikopter
stieg ein älterer Mann, der so ähnlich aus sah wie Professor
Eich. Es handelte sich um Professor Ugi. Professor Ugi holte einen Käfig,
in dem ein Glumanda saß, aus dem Hubschrauber und trug ihn in sein
Haus. Dann schloß er hinter sich die Tür.
„Tackle!“ befahl
Agu sich selbst und rempelte das Pummeluff so heftig, dass es schon fast
ein Bodyslam war. Das Ballon-Pokémon purzelte davon und knallte
an den nächsten Baum. Dort blieb es reglos liegen. „Ach du großer
Gott,“ erschrak Agu, „hoffentlich habe ich es jetzt nicht zu heftig attackiert!“
Er lief hin und rüttelte es wach. „Pum...“ piepste das Pummeluff.
Vorsichtig wickelte Agu das Pokémon in sein T-Shirt ein und lief
dann so schnell er konnte nach Vertania City und dort direkt ins Pokémon
Center. „Chaneira!“ begrüßte ihn Chaneira. „Danke, gleichfalls,“
sagte Agu hastig und wandte sich Schwester Joy zu. „Verzeihen Sie,“ fragte
er, „können Sie das Pokémon hier wieder hin kriegen?“ - „Ich
werde sehen, was sich machen lässt,“ sagte Schwester Joy und trug
das Pummeluff ins Behandlungszimmer, „warte bitte so lang dort drüben.“
- „Okay.“ Hoffend ließ sich Agu auf einem der Stühle nieder.
„Verdammt! Schon
wieder nix!“ fluchte Professor Ugi. Rot vor Zorn stand er vor einer Maschine,
die aus drei kleinen Kammern bestand. Die mittlere war leer. „Ich hasse
diese blöde Maschine!“ schimpfte Professor Ugi und gab der Apparatur
einen gewaltigen Fußtritt, „ich hasse dieses Ding einfach! Nie wird
es mir gelingen, Pokémon zu kreuzen, wenn das Schrottteil da nicht
mitmachen will!“ Er öffnete die linke Kammer und holte das Glumanda
heraus. „Für dich hab ich jetzt auch keine Verwendung mehr!“ brüllte
er das Pokémon an. „Glu?“ fragte Glumanda, das nicht verstand was
los ist. Doch Professor Ugi setzte es kommentarlos vor die Tür und
schloß dieselbe hinter dem kleinen Wesen. Dann murmelte er das S-Wort,
während er aus der rechten Kammer ein Ditto holte und es wütend
in einen Käfig sperrte.
„Danke,“ sagte Agu
glücklich, als Schwester Joy ihm ein kerngesundes Pummeluff überreichte.
Er streichelte das kleine Pokémon, das offensichtlich nichts dagegen
hatte, bei ihm zu bleiben. So hatte Agu nun also endlich ein eigenes Pokémon!
Er wollte gerade das Pokémon Center verlassen, als ihm wieder der
Junge mit dem Pikachu begegnete. Diesmal sah das Elektro-Pokémon
etwas ramponiert aus. „Oje,“ seufzte Agu, „in dessen Haut will ich nicht
stecken...“ Dann wollte er das Pokémon Center wirklich verlassen,
doch erneut rannte jemand fast in ihn rein. Diesmal war es ein Mädchen,
das ein arg verbeultes und angeschmortes Fahrrad auf den Schultern trug.
Es rannte zu dem Jungen und schimpfte: „DU WIRST MIR MEIN FAHRRAD BEZAHLEN!!“
Agu beschloß, sich nicht weiter ein zu mischen und verließ
das Pokémon Center beim dritten Versuch nun wirklich.
Mit traurigem Blick
sah sich Glumanda um. Was war geschehen? Warum hatte der Mann so wütend
reagiert? Und vor allem: Wo war es? Es erkannte eine Stadt am Fuß
der Berge und da es wusste, dass ich Städten Trainer lebten, die es
vielleicht aufnehmen würden, machte es sich auf den Weg.
Agu hatte sich inzwischen
im Supermarkt mit einigen PokéBällen und dem Buch ‚Trainer-Reisen
durch Kanto’ eingedeckt und begann nun, in seiner neuen Lektüre zu
blättern. Er schlug unter A wie Arena nach. „Wo bin ich hier noch
mal?“ überlegte er, „ach ja, stimmt, Vertania City! Also, mal sehen...
V... Ve... Vertania! Oh, Mist!” ‚Die Arena von Vertania City ist geschlossen,
da niemand weiß, wo der Arenaleiter abgeblieben ist,’ stand dort.
„Pech, aber leider nicht zu ändern,“ grummelte Agu und schlug die
Übersichtskarte Kantos auf. Es stellte sich heraus, dass die nächste
Stadt, in der es eine Arena gab, Marmoria City im Norden war. „Na gut,“
sagte Agu, „auf nach Marmoria City! Bist du bereit, Pummeluff?“ - „Pummel!“
Abgesehen von einem
Kampf mit einem durchgeknallten Samurai, den Agu leicht besiegte, da Pummeluff
sein Pinsir in den Schlaf sang, verlief der Fußmarsch durch den Vertania-Wald
ruhig und ohne nennenswerte Zwischenfälle. Und schon bald tauchte
eine Stadt ganz aus Stein zwischen den dichten Blättern und Ästen
auf: Marmoria City! „Wir sind da,“ sagte Agu glücklich und blieb ein
paar Minuten stehen, um den Ausblick über die Stadt zu genießen.
Dann wollte er eigentlich zur Arena gehen, hörte jedoch hinter sich
etwas im Gebüsch rascheln. Er drehte sich um. „Was immer du bist,“
rief er, „komm heraus und laß dich fangen.“ Ein echsenähnliches
Pokémon kam hervor. „Wow,“ rief Agu begeistert, „das ist ja ein
Glumanda! Das muß ich unbedingt haben! Pummeluff, Bodycheck!“ - „Pummeluff!“
Pummeluff rammte das Glumanda, das zwar ein paar Schritte zurück torkelte,
dann jedoch mit einem Kratzer antwortete. „Weich aus,“ rief Agu, „und dann
Risiko-Tackle!“ - „Pummel!“ rief Pummeluff, sprang zur Seite und verpasste
Glumanda einen ordentlichen Hieb mit dem Kopf. Glumanda fiel zu Boden,
doch auch Pummeluff wurde zurück geschleudert und knallte mitten in
Agu, der dadurch auch zu Boden ging. „Args,“ stöhnte er, „Pummeluff,
mach es alle!“ Doch Pummeluff konnte nicht mehr. „Verflixt,“ murmelte Agu,
doch dann sah er plötzlich zum inzwischen dritten Mal den Jungen mit
dem Pikachu. „Pikachu,“ rief der Junge, „Donnerschlag, jetzt!“ - „Pika!“
rief Pikachu und schockte Glumanda so heftig, dass es bewusstlos liegen
blieb. „Und jetzt,“ rief der Junge, „PokéBall looos!“ Agu erschrak.
„Das lässt du mal schön bleiben,“ rief er und fing den PokéBall
auf, „das ist mein Glumanda!“ Er warf dem Jungen seinen eigenen PokéBall
an den Kopf und warf seinerseits einen PokéBall - und er schaffte
es, Glumanda zu fangen! „Args,“ schimpfte der Junge, „dich merk ich mir,
hast du verstanden?!“ Das Mädchen legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Nicht aufregen, Ash,“ sagte es, „du hast schließlich vorhin schon
ein Smettbo und ein Tauboga gefangen! Da kannst du das Glumanda ja auch
einem anderen Trainer überlassen! Du kriegst bestimmt auch irgendwo
noch ein Feuer-Pokémon her!“ - „Aber Misty,“ begann Ash, sagte den
Rest dann aber nicht sondern ging zusammen mit Misty und Pikachu runter
nach Marmoria City und in Richtung Arena. Agu sah ihnen nach. Dann ließ
er Glumanda aus seinem PokéBall, um es zu streicheln. „Kommt, ihr
beiden,“ sagte er schließlich und erhob sich, „wir haben einen Orden
zu erringen!“
3. Der Kampf mit Stahlos
Nachdem sich Agu,
Pummeluff und Glumanda in einer kleinen Eisdiele gestärkt hatten,
gingen sie geradewegs auf die Arena von Marmoria City zu. „Hallo?“ Agu
öffnete die Tür. „Ist hier jemand?” Doch niemand antwortete.
„Komisch,“ wunderte sich Agu, „die Arena scheint verlassen zu sein.“ Er
zückte seinen Trainerführer. „Aber hier steht es doch schwarz
auf weiß: ‚Der Arenaleiter von Marmoria City heißt Rocko. Er
ist leicht zu besiegen, sein Onix ist zwar groß, aber schwach. Die
Arena ist von 6:00 Uhr bis 22:00 Uhr geöffnet.’“ Agu sah auf die Uhr.
13:00 Uhr mittags, also müsste das Ding auf sein. Er schaute sich
noch mal in der Arena um, doch es war wirklich niemand da. „Das darf nicht
wahr sein,“ ärgerte sich Agu beim Verlassen des großen Gebäudes,
„jetzt bin ich endlich mal bei einer Arena angekommen und es ist kein Arenaleiter
drin!“ Zufällig fielen seine Blicke auf einen höher gelegenen
Pfad am Rand der Berge. „Das ist doch schon wieder der Kerl mit dem Pikachu,“
stellte Agu fest, „und der andere... also, wenn das Foto in dem Buch richtig
ist, dann müsste das Rocko sein!“ Doch warum ging Rocko jetzt zusammen
mit Ash und Misty in Richtung Azuria City? Warum war er nicht in der Arena,
wo er hin gehörte?
„Suchst du hier
was bestimmtes, Kleiner?“ Ein Mann sprach Agu an, der genau wie Rocko aus
sah, nur etwa 25 Jahre älter. „Äh, ja,“ sagte Agu, „den Arenaleiter
von Marmoria City. Wissen Sie, wo ich ihn finde?“ - „Sicher,“ lachte der
Mann, „er steht vor dir!“ - „Wie bitte?“ erschrak Agu, „aber Sie sind doch
nie im Leben Rocko!“ Kritisch verglich er das Bild im Buch mit dem Mann,
der vor ihm stand. „Oder ist das Buch schon so veraltet?“ - „Aber nein,“
erklärte der Mann, „ich bin Flint, und ich bin ab heute der Arenaleiter
in dieser Arena. Mein Sohn Rocko ist nämlich heute zu seiner Pokémon-Reise
aufgebrochen.“ - „Ach so,“ sagte Agu, „das erklärt natürlich
alles. Dann fordere ich Sie hiermit zu einem Kampf heraus, Flint! Ich will
den Felsorden gewinnen!“ - „Ha!“ rief Flint, „den Kampf kannst du kriegen!
Komm mit in die Arena!“
„Wow,“ staunte Agu,
als er Flint gegenüber in der Arena stand. Er hatte noch nie so eine
Arena von innen gesehen. Nicht einmal als Zuschauer, geschweige denn als
aktiv kämpfender Trainer. Umso gespannter war er natürlich auf
seinen ersten Arena-Kampf. „In dem Buch stand was von einem Onix,“ murmelte
er, „also darf ich Glumanda nicht einsetzen, denn Feuer ist schlecht gegen
Gestein. Also ... du bist dran, Pummeluff!“ - „Pummel!“ - „Aha, ein Pummeluff,“
stellte Flint fest, „fein! Dann wähle ich ... Stahlos!“ Agu erschrak,
als die gigantische eiserne Schlange aus Flints PokéBall zum Vorschein
kam. Schnell zückte er noch mal das Buch. Hatte da nicht was von einem
Onix gestanden? Und jetzt ein Stahlos? „Nun ja, egal,“ rief Agu, „das bezwinge
ich auch! Pummeluff, Gesang, jetzt!“ Das runde Pokémon begann mit
seinem Wiegenlied: „Ah, ah-ah-ah-ah, Pummelu-hu-hu-huff...“ Zwar fielen
Agu und Flint davon fast die Augen zu, doch Stahlos schien sich nicht daran
zu stören. „Ha,“ rief Flint, „Normal-Attacken machen einem Stahl-Pokémon
überhaupt nichts aus! Stahlos, Klammergriff, los!“ Stahlos sagte mit
rauer Stimme seinen Namen und wickelte sich um das hilflose Pummeluff,
um es anschließend zu quetschen. „Pum... mel... luff...“ quietsche
das Pokémon nach Luft ringend. „Pummeluff, zurück!“ rief Agu
und ließ das Ballon-Pokémon wieder in seinem PokéBall
verschwinden.
„Na?“ fragte Flint,
„hast du noch so ein Pokémon oder gibst du auf?“ - „Klar hab ich
noch eins,“ rief Agu entschlossen, „ich hab keine Ahnung, was ein Stahlos
ist und was man dagegen einsetzen sollte, aber ... du bist meine letzte
Hoffnung, Glumanda!“ Flint erschrak, als er das kleine Feuer-Pokémon
sah. „Oha,“ bemerkte Agu, „ob Stahlos ein Problem mit Feuer hat? Werden
wir gleich mal ausprobieren! Glumanda, Glut!“ - „Glumanda!“ Das Pokémon
spuckte Feuer auf Stahlos, das daraufhin verzweifelt „STAAAHLOOOS!!” brüllte
und dann auf den harten Boden der Arena krachte, wo es regungslos liegen
blieb.
Agu konnte es kaum
fassen. Vorsichtig ging er zu Stahlos. Er ging um das gigantische Pokémon
herum um betastete es an verschiedenen Stellen. Es blieb bewegungslos liegen,
es war tatsächlich besiegt! „Ich gratuliere dir,“ sagte Flint und
ging auf Agu zu, „du hast mein Stahlos besiegt. Du hast dir den Orden redlich
verdient.“ Er überreichte Agu einen waschechten Felsorden. „Danke,“
sagte Agu glücklich. Er steckte sich den Orden an sein T-Shirt, damit
jeder sehen konnte, dass er es mit einem angehenden Pokémon-Meister
zu tun hatte, dann schüttelte er Flint zum Abschied die Hand und verließ
die Arena.
Nach einem weiteren
Besuch in der Eisdiele zückte Agu erneut sein Handbuch. „Mal sehen,“
grübelte er, als er die Karte auf schlug, „wo ist die nächste
Arena? Das dürfte Azuria City sein, denke ich.“ Entschlossen sprang
er auf. „Azuria City, wir kommen!“ rief er. Und nur wenig später standen
er und sein treues Pummeluff vor dem Eingang zum Mondberg. „Hier müssen
wir also durch, bevor wir in Azuria ankommen,“ sagte er zu sich, „na gut,
dann mal los!“
4. Entdeckung im Mondberg
Mit gespenstischem
Flattern flog ein Zubat den dunklen Gang entlang. „Brrr,“ bibberte Agu,
„unheimlich hier. Glumanda, du bist dran!“ Er warf den PokéBall.
„Glumanda?“ Das kleine Pokémon bracht mit der Flamme an seiner Schwanzspitze
immerhin ein bisschen Licht in die Angelegenheit. Nun konnte Agu wenigstens
sehen, wie es im Mondberg aussah. Eigentlich war es nichts besonderes:
Hier und dort flatterten die Zubats umher, ab und an hing an der Wand ein
Kleinstein, ganz selten kam ein Piepi vorbei gehüpft und damit hatte
sich die Sache auch schon. Es würde also eine ruhige, gemütliche
Wanderung werden ... oder doch nicht?
Oh, zu früh
gefreut! „He, wer seid denn ihr?“ fragte Agu, als vor ihm plötzlich
wie aus dem Nichts ein lilahaariger Mann, eine rothaarige Frau und ein
Mauzi auftauchten. Als Antwort bekam er: „Jetzt gibt es Ärger,“ „und
es kommt noch härter!“ „Wir wollen über die Erde regieren,“ „und
unseren eigenen Staat kreieren!“ „Liebe und Wahrheit verurteilen wir,“
„mehr und mehr Macht, das wollen wir!“ „Jessie!“ „James!“ „Team Rockt,
so schnell wie das Licht,“ „gebt lieber auf und bekämpft uns nicht!“
„Miauz! Genau!“ Agu sah die Gestalten eine Weile lang an. Dann begann er:
„Könntet ihr das jetzt vielleicht noch mal auf deutsch wiederholen?“
- „Wie bitte?“ schimpfte Jessie, „hast du immer noch nicht kapiert, dass
wir Team Rocket sind? Wir sind die größte Verbrecherorganisation
auf der Welt!“ - „Pah,“ winkte Agu ab, „mit so Luftpumpen wie euch bestimmt
nicht mehr lange! Und jetzt verzeiht bitte, ich muß weiter nach Azuria
City!“ - „Moment,“ hielt James ihn auf, „so einfach geht das jetzt nicht
mehr! Du könntest ja überall herum erzählen, dass wir vor
haben, den Mondstein zu stehlen, das können wir nicht riskieren, du
bleibst schön hier!“ - „Hey, Leute,“ rief Mauzi plötzlich, „ich
freß ’nen Besen, wenn das da hinten nicht die Knirpse sind!“ - „Die
schon wieder,“ fluchte Jessie, „wie oft haben die uns schon alles vermasselt,
James?“ - „Weiß nicht, Jessie, hab nach dem dritten Mal aufgehört
zu zählen.“ Jessie fesselte Agu mit einem Seil, damit er nicht abhauen
konnte. Dann lief Team Rocket einen langen Gang entlang und verschwand
aus Agus Blickfeld.
„Verflixt,“ grummelte
Agu, „was soll ich jetzt bloß tun?“ Plötzlich hatte er eine
Idee: „Pummeluff, komm her! Glaubst du, du kannst das Seil durch beißen?“
Doch Pummeluff war nicht da. „Nanu?“ wunderte sich Agu. Er sah sich in
der Höhle um und entdeckte einen Vorsprung, auf dem Pummeluff mit
einem Piepi flirtete und sich durch nichts stören ließ. „Args,“
schimpfte Agu, doch dann fiel ihm ein, dass er ja auch noch ein zweites
Pokémon hatte. „Glumanda,“ befahl er, „brenne das Seil durch!“ -
„Glumanda!“ rief das Pokémon und attackierte das Seil mit der Glut.
Schnell löste Agu das brennende Ding von seinem Körper, damit
nicht auch noch seine Kleidung Feuer fing. „Prima gemacht, Glumanda,“ lobte
er sein Pokémon, „und jetzt komm mit, ich will wissen, was die Typen
von vorhin mit dem Mondstein vorhaben!“
Als Agu am andere
Ende des Ganges angekommen war, versteckte er sich hinter einem Stein.
Er konnte einen Kampf zwischen Team Rocket und der Truppe um Ash beobachten.
Team Rocket kämpfte mit Smogon und Rettan, während Ash ein Smettbo
und Rocko ein Zubat eingesetzt hatte. Gespannt wartete Agu, wer wohl gewinnen
würde. Doch dann die Katastrophe: Er musste niesen! „Hey, da war doch
was!“ rief Mauzi. Es lief sofort auf den Stein zu und entdeckte Agu. „Na
sowas,“ sagte das Katzen-Pokémon, „das ist doch der kleine Fuzzi,
den wir vorhin gefesselt haben.“ - „Das ist doch,“ bemerkte nun auch Ash,
„der Kerl, der mir vorhin das Glumanda vor der Nase weg geschnappt hat!“
- „Na, dich werden wir gleich erledigt haben,“ lachte Jessie, „Rettan,
los, Giftstachel!“ - „Du auch, Smogon,“ rief James, „Rauchwolke, jetzt!“
Die Schlange und das runde Irgendwas flogen auf Glumanda zu. „Das gilt
nicht,“ protestierte Agu, „zwei gegen eins ist unfair!“ - „Du glaubst nicht,
wie egal uns das ist,“ lachte Mauzi. „Setz selber auch ein Gift-Pokémon
ein,“ rief Rocko, „damit haben die beiden nämlich Probleme!“ - „Das
sagst du so einfach,“ verzweifelte Agu, „wo soll ich denn ein Gift-Pokémon
her nehmen?“ - „Glumanda,“ rief Glumanda entschlossen und begann zu leuchten.
„Nanu, was ist denn jetzt los?“ staunte Ash. „Ich weiß nicht,“ stammelte
Agu, „vielleicht entwickelt es sich weiter!“ Doch seltsamerweise wurde
Glumanda nicht zu einem Glutexo, wie man es erwartet hätte, sondern
zu einem ... Smogon! „Smogon!“ fiepste es und attackierte die beiden feindlichen
Pokémon mit einer Giftwolke. Rettan und Smogon begannen zu husten
und fielen dann besiegt zu Boden. „Oh-oh, wir hauen jetzt wohl besser ab,“
entschied Jessie. Die beiden Team Rocket-Mitgleider riefen ihre Pokémon
in die PokéBälle zurück und verzogen sich dann genauso
schnell wie das Smogon-Gas.
Vorsichtig ging
Agu auf sein Smogon zu. „Glumanda?“ fragte er. Da begann Smogon erneut
zu leuchten. „Hä?“ wunderte sich Agu, „sag bloß, dass du jetzt
auch noch Smogmog werden willst!“ Doch Smogon wurde nicht Smogmog sondern
einfach nur wieder Glumanda. „Glumanda,“ rief es und hängte sich an
Agus Bein. „Unglaublich,“ staunte Seymour, „dein Glumanda kann Wandler!
Das ist sehr ungewöhnlich für ein Feuer-Pokémon!“ - „Glaub
ich,“ sagte Agu, „aber ich hab keine Ahnung, wie es das gelernt hat.“ Dann
fiel ihm erst auf, dass er den seltsamen Mann ja noch gar nicht kannte.
„Verzeihung,“ fragte er, „wer sind Sie eigentlich?“ - „Ich bin Professor
Seymour,“ antwortete der Mann, „und ich erforsche hier die Piepis. Kommt,
jetzt, wo Team Rocket vertrieben ist, kann ich euch ja den Mondstein zeigen.“
- „Das wäre ja cool,“ freute sich Ash. „Ich würde ihn auch gerne
sehen,“ sagte Rocko. „Na, und ich natürlich auch,“ rief Misty. „Tja,“
sagte Agu, „ich eigentlich auch, aber ich muß jetzt noch mein Pummeluff
suchen und dann muß ich weiter zur nächsten Arena.“ Er verabschiedene
sich also von Ash, Misty, Rocko, Seymour und Pikachu und ging dann wieder
den Gang entlang. Auf der anderen Seite angekommen pflückte er sein
Pummeluff von dem Piepi weg, streichelte das Piepi kurz und verließ
dann den Mondberg. „Ah, endlich wieder Tageslicht,“ freute er sich, „und
das da unten muß ja schon Azuria City sein.“ Wie immer, wenn er eine
neue Stadt erreichte, blieb er einige Minuten stehen und genoß die
Aussicht. Dann machte er sich in der Abenddämmerung auf den Weg.
5. Kein Glück in Azuria City
Des Nächtens
kamen Agu und seine beiden Pokémon in Azuria City an. Da Agu zu
müde war, um zu so später Stunde noch einen so wichtigen Kampf
auszutragen, ging er zunächst in ein kleines Hotel, wo er die Nacht
zu verbringen gedachte. Am nächsten Morgen wurde er, wie es in Kanto
anscheinend üblich war, von einem Dodri geweckt. Agu schwang sich
aus dem Bett, zog seine coolsten Trainer-Klamotten an, steckte seine zwei
Pokémon in ihre PokéBälle und diese dann in seine Hosentasche
und ging auf dem schnellsten Weg zur Arena, fest entschlossen einen Quellorden
zu erringen.
„Wie bitte? Das
meinen Sie doch nicht ernst!“ - „Na, und ob! Völlig ernst meine ich
das,“ sagte der Mann, der vor der Arena stand, „ganz egal, ob du nun Trainer
Agu oder der Prinz vom Pumpolonien bist, du brauchst eine Eintrittskarte!“
- „Da protestiere ich auf’s heftigste,“ schimpfte Agu, „ich sehe nicht
ein, dass ich eine Eintrittskarte brauche, um eine Pokémon-Arena
zu betreten!“ - „Wer sagt denn hier was von Pokémon-Arena,“ rief
der Türsteher, „du brauchst eine Eintrittskarte für die Show
der Bezaubernden Schwestern!“ - „Ja, und die Arena?“ staunte Agu, „ist
die etwa nicht hier? Da oben steht doch was von ‚CERULEAN CITY GYM’!“ -
„Naja,“ erklärte der Türsteher, „eigentlich ist es ja schon die
Arena, aber die Mädels haben nicht mehr so große Lust am Kämpfen,
seit sie drei aufeinander folgende Niederlagen gegen blutige Anfänger
einstecken mussten. Daher haben sie den Job kurzerhand an den Nagel gehängt
und konzentrieren sich nun 100%ig auf ihre Show.“ - „Gemeinheit,“ schimpfte
Agu, „so was fieses! Aber ich komme wieder, da können Sie sich drauf
verlassen!“ Wütend kehrte er der Arena den Rücken und marschierte
in die Innenstadt.
(Und jetzt noch
ein Simpsons-typischer Gag :D) Ein vornehm gekleideter Herr betrat die
Arena. „Wünsche einen guten Tag, Eure Hoheit Prinz von Pumpolonien!“
sagte der Türsteher während einer tiefen Verbeugung und ließ
den Königssohn ohne Eintrittskarte herein.
Agu unterdessen
saß mit Glumanda und Pummeluff im Eis-Café von Azuria City.
Während die beiden Pokémon sich einen großen Eisbecher
mit einer Extra-Portion Sahne schmecken ließen, studierte Agu seinen
Trainer-Führer. ‚Die Arena von Azuria City besitzt drei Arenaleiter,
nämlich die drei Bezaubernden Schwestern. Im Kampf setzen sie Wasser-Pokémon
ein, ihr ganzer Stolz ist ein Jurob. Wenn sie nicht kämpfen, üben
sie für ihr Unterwasserballett, das sie jeden Abend vor einem breiten
Publikum aus aller Welt vorführen.’ „Aha,“ grummelte Agu, „wenn sie
nicht kämpfen - und wenn ich den Typ richtig verstanden habe, dann
kämpfen die nie mehr! Was soll ich bloß tun? Ohne eine Quellorden
wäre meine Orden-Sammlung doch unvollständig!“ Er sah auf und
das erste, was er erblickte, war ein Pikachu. Desweiteren konnte er Ash,
Misty und Rocko sehen. „Denen begegne ich doch wirklich immer wieder,“
murmelte Agu. Ihm fiel auf, dass Ash einen sehr vergnügten Eindruck
machte. „Hey, hallo!“ rief er. „Ja?“ wunderte sich Ash. „Sag mal,“ fragte
Agu, „hast du vielleicht ’nen Tip, wie ich es anstellen kann, einen Quellorden
zu bekommen?“ - „Das nicht,“ sagte Ash stolz, „aber ich kann dir wenigstens
zeigen, wie ein Quellorden aussieht!“ Er öffnete seine Jacke. An der
Innenseite baumelte neben dem Felsorden aus Marmoria City auch der ersehnte
Quellorden. Agu packte Ash an den Schultern. „Wie hast du das gemacht?“
rief er, „bitte sag mir sofort: Wie hast du das gemacht?“ - „Ganz einfach,“
stammelte Ash, „ich hab gegen Misty gekämpft und gewonnen!“ - „Pah,
gewonnen,“ protestierte Misty, „du hast den Orden nur bekommen, weil du
Team Rocket vertrieben hast! Normalerweise wäre es bestenfalls ein
Unentschieden gewesen! Und mein Fahrrad wirst du mir auch noch bezahlen,
Ash Ketchum, sonst begleite ich dich wie eine Klette!“ - „Hm, aus den beiden
wird noch mal was...“ murmelte Agu. Dann wandte er sich Misty zu: „Sag
mal, kämpfst du auch mit mir? Ich brauche nämlich auch einen
Quellorden.“ Misty überlegte. „Tu es nicht,“ rief Ash, „das ist doch
der gemeine Kerl, der mir das Glumanda geklaut hat!“ - „Naja,“ sagte Misty,
„geklaut hat er es ja nicht gerade! Und das wird ihm in diesem Kampf ja
auch recht wenig nützen und deshalb ... nehme ich die Herausforderung
an, Agu! Wir kämpfen hier und jetzt! Wenn du gewinnst, bekommst du
den Quellorden, wenn nicht dann nicht!“ - „Einverstanden!“ rief Agu und
stellte sich kampfbereit auf, Misty genauso kampfbereit gegenüber.
Die restlichen Gäste des Eis-Café rückten ihre Stühle
zurecht, um den Kampf aus der bestmöglichen Perspektive beobachten
zu können und auch die Kellner legten für ein paar Minuten eine
Pause ein, um sich das Schauspiel anzusehen. „Bereit, Agu?“ - „Bereit,
Misty!“ - „Gut, dann legen wir los! Ich wähle ...“
Misty warf einen
PokéBall in die Luft, der in der Sonne glänzte und dann ein
Sterndu frei ließ. „Du bist dran, Pummeluff!“ rief Agu und orderte
das Pokémon vom Eis weg und in den Kampf. „Gesang!“ befahl er. Pummeluff
begann mit seiner schönsten Opern-Arie, doch leider reagierte Sterndu
nicht darauf. Wie auch, wenn es noch nicht einmal Ohren hatte! „Sterndu,
Tackle!“ befahl Misty. Das Stern-Pokémon verpasste Pummeluff darauf
hin einen ordentlichen Hieb, so dass es direkt in eine Schale mit Himbeereis
flog. Dort stärkte es sich kurz mit dem kalten Genuß und kam
dann zurück in den Ring gehoppelt, um auf Agus nächsten Befehl
zu warten. Der ließ auch nicht lang auf sich warten: „Ruck-Zuck-Hieb!“
lautete er. Pummeluff schoß los wie eine Rakete und verpasste Sterndu
einen so mächtigen Hieb, dass es bis in die Küche des Eis-Café
flog. Den Zeitpunkt seiner Landung konnte man am Klirren der Tassen und
am anschließenden Fluchen des Kochs feststellen. „Nicht schlecht,“
gab Misty zu, „aber kommst du auch mit einem stärkeren Stern zurecht?“
Sie warf ihren zweiten PokéBall, aus dem diesmal ein Starmie zum
Vorschein kam. „Na, das ist auch kein Problem,“ lachte Agu, „Pummeluff,
attackiere Starmie mit ...“
6. Mit Eis im Bauch zur Hafenstadt
„... einem Risiko-Tackle!“
- „Pummel!“ rief Pummeluff kampfbereit und preschte auf Starmie zu. „Starmie,
schnell,“ rief Misty, „Ruck-Zuck-Hieb!“ - „Torro!“ rief Ash scherzhaft,
als Starmie Pummeluff ins Leere rennen ließ, um es anschließend
mit einem ordentlichen Hieb bis in die Küche der Eisdiele zu schleudern.
„HEUT IST HIER JA
DIE HÖLLE LOS!“ schimpfte der Koch.
„Sieht schlecht
aus,“ grinste Misty, „du hast nur noch Glumanda, und das ist im Nachteil
gegen Starmie!“ - „Pah,“ rief Agu, „das wollen wir doch erst mal sehen!
Glumanda, komm her! Du bist dran!“ - „Glumanda!“ rief das Feuer-Pokémon
und kam auf die Kampffläche. „Starmie, Aquaknarre!“ befahl Misty.
„Weich aus, Glumanda,“ konterte Agu, „und spring dann auf den Tisch!“ -
„Bitte?“ Misty glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Glumanda wusste
auch nicht genau, was sich Agu dabei machte, doch es gehorchte seinem Trainer
und machte einen gewaltigen Satz. Da der Tisch nur ein einziges Bein in
der Mitte hatte, kippte er nach Glumandas Landung um. Und der Eisbecher,
der darauf stand, flog in hohem Bogen ... genau auf Starmie. „Hey,“ staunte
Rocko, „kein unkluger Schachzug!“ - „Ha,“ rief Agu, „und was macht dein
Starmie jetzt, wenn es vor lauter Eis nichts mehr sehen kann?“ - „Das kann
ich dir sagen, Freundchen,“ schimpfte Misty, „es macht eine Aquaknarre
auf sich selbst!“ Starmie gehorchte seiner Trainerin und attackierte sich
selber mit einem gewaltigen Wasserstrahl, der zu Agus Entsetzen das Eis
wieder ab wusch. „Und jetzt, Starmie,“ rief Misty, „noch mal Aquaknarre,
aber diesmal auf Glumanda!“ Für Agu ging das jetzt alles etwas zu
schnell, doch Glumanda dachte zum Glück mit und sprang zur Seite,
so dass Starmies Attacke ins Leere ging. Und dann erinnerte sich Agu daran,
dass sein Glumanda ja eine ganz besondere Attacke beherrschte: „Wandler!“
befahl er.
Glumanda nahm Starmies
Gestalt an. „Bodycheck!“ rief Agu, „versuch, den Diamanten zu zertrümmern!“
- „Ebenfalls,“ befahl Misty, „zerstöre seinen Diamanten!“ Die beiden
Starmies nahmen ordentlich Anlauf. „Jetzt kracht’s gleich,“ sagte Rocko
zu den Gästen des Eis-Café, „also haltet euch lieber die Ohren
zu!“ Die Stern-Pokémon sahen sich böse an. Und dann rasten
sie plötzlich aufeinander zu, um schließlich in der Mitte aufeinander
zu krachen. Es klirrte ordentlich und eine große Staubwolke wurde
aufgewirbelt. „Oh mein Gott,“ rief Agu, „hoffentlich ist ihnen nichts ernstes
passiert!“ - „Das haben wir gleich,“ rief Ash und warf einen PokéBall,
„Tauboga, blas den Staub weg!“ - „Tauboga!“ krächzte das Vogel-Pokémon.
Bald hatte sich der Staub verflüchtigt und das Ergebnis des Kampfes
war sichtbar: Agus Starmie lag völlig regungslos am Boden, während
Mistys Starmie immerhin noch erfolglos versuchte, sich wieder aufzurichten.
„Das dürfte knapp aber eindeutig sein,“ sagte Rocko, „Misty hat gewonnen.“
„NEIIIIIN!!“ rief
Agu, „das darf doch wohl nicht wahr sein! Dabei brauche ich doch einen
Quellorden!“ - „Dein Pech,“ sagte Misty mitleidlos, „nichts zu machen,
verloren ist verloren!“ - „Stimmt,“ lachte Ash, „also keinen Orden für
dich! Bääh! Komm, Pikachu!“ Ash ging ohne Wort des Abschieds
weiter und aus Azuria City raus. Pikachu hoppelte ihm hinterher. „Hey,
denk an mein Fahrrad!“ rief Misty und lief ebenfalls hinterher. Nur Rocko
wusste, was sich gehörte. „Viel Glück bei deiner weiteren Reise,“
sagte er zu Agu, bevor er ebenfalls Ash hinterher rannte.
„So ein Mist!“ fluchte
Agu, als alle außer Hörweite waren. Er brachte Glumanda und
Pummeluff ins Pokémon Center und setzte sich dann ins Wartezimmer,
um etwas über die nächste Arena zu lesen. ‚Saffronia City, die
größte Stadt Kantos, liegt nur wenige Kilometer südlich
von Azuria City. Die Arenaleiterin Sabrina verfügt mit Abra über
ein noch keines aber doch schon starkes Psycho-Pokémon. Außerdem
sitzt die Silph Co. in Saffronia City.’ Agu sah aus dem Fenster. „Tatsächlich,“
fiel ihm auf, „hinter den Bäumen kann man schon das Silph Co. Gebäude
sehen, es ist wirklich nicht mehr weit bis Saffronia City. Aber ob ich
gegen ein Psycho-Pokémon eine Chance habe?“ Er las erst mal weiter
in seinem Buch. ‚Südlich von Saffronia City liegt Orania City, eine
idyllische Hafenstadt. Wer nicht gegen das Raichu von Arenaleiter Major
Bob antreten möchte, kann mit einem der vielen Luxusdampfer eine Rundfahrt
machen.’ „Wär vielleicht besser,“ überlegte Agu, „wenn ich Saffronia
erst mal links liegen lasse und mir das Raichu vor knöpfe.“ Dann wurde
es aus seinen Gedanken gerissen, als eine Frauenstimme aus dem Lautsprecher
ertönte: „Trainer Agu möchte bitte seine Pokémon an Theke
3 abholen!“ Sofort sprang Agu auf und lief los, um sich seine beiden Pokémon
zu holen. Sie waren fit wie nie zuvor und freuten sich, ihn wieder zu sehen.
„Kommt,“ sagte Agu, während er die zwei Kerlchen streichelte, „jetzt
essen wir noch mal ’nen leckeren Eisbecher und dann gehen wir nach Orania
City, schauen uns die Schiffe an und besiegen ein Raichu!“ - „Glumanda!“
- „Pummeluff!“ Die beiden Pokémon machten einen Eindruck, als ob
sie einverstanden wären.
In Saffronia City
sahen sich Agu, Pummeluff und Glumanda also nur kurz um, kümmerten
sich aber nicht um die Arena und gingen direkt nach Süden weiter,
um etwa eine Stunde über eine blühende Wiese zu laufen und dann
mit dem Duft des Meeres in der Nase Orania City vor sich zu sehen. Die
Sonne stand, wie es sich für High Noon gehört, hoch am Himmel
und sorgte für eine große Hitze. „Eins fehlt Orania City,“ stellte
Agu fest, „und das sind schattige Plätze. Tja, da könnte man
ein Wasser-Pokémon gut gebrauchen.“ - „Pummel!“ rief Pummeluff plötzlich
und sprang Agu so heftig an, dass dieser umfiel. „He, Pummeluff,“ schimpfte
der junge Trainer, „was soll das?!“ Dann sah er mit gewaltigem Tempo einen
Schiggy-Panzer über sich hinweg fliegen. „Oh Mann,“ stöhnte Agu,
„danke Pummeluff! Ohne dich hätte ich das Ding genau an den Kopf gekriegt!“
- „Glumanda!“ rief Glumanda und lief zu dem Panzer, der nicht weit weg
unsanft gelandet war, hin. „Was ist los, Glumanda?“ fragte Agu und lief
auch hin. „Oh,“ stellte er bald fest, „in dem Panzer ist ja sogar noch
ein Schiggy!“ Vorsichtig schaute das Schiggy aus seinem Panzer. Es schien
sehr ängstlich zu sein. Doch daran störte sich Agu wenig. Er
kramte ein wenig in seinem Rucksack herum, um wenig später einen PokéBall
hervor zu holen, den er zu werfen gedachte. „Das lässt du mal schön
bleiben!“ rief in diesem Moment eine raue Stimme. Sie gehörte einem
großen, ungepflegt aussehenden Mann, etwa 40 Jahre alt. Er kam näher
und donnerte: „Mir hier einfach mein Pokémon stehlen wollen, was?
Das wird ja immer dreister mit dieser Jugend von heute!“ - „Verzeihung,“
sagte Agu, „ich wusste nicht, dass das Schiggy schon jemandem gehört.
Und an Ihrer Stelle würde ich das auch nicht einfach so durch die
Gegend werfen.“ - „Schnauze!“ schrie der Mann, packte sein Schiggy unsanft,
stopfte es ohne PokéBall in seinen Rucksack, warf Agu dann einen
giftigen Blick zu und ging dann so schnell er konnte an Bord eines Schiffes.
„Der Kerl spinnt doch irgendwie,“ murmelte Agu, „na ja, wir drei geh’n
jetzt erst mal zur Arena, oder?“
7. Ein Schiggy mit Folgen
‚Arena zwischen 12:00
und 14:00 Uhr geschlossen.’
„Prima,“ grummelte
Agu, „Punkt 12:00 Uhr natürlich, also darf ich noch geschlagene zwei
Stunden warten, bis ich mir meinen zweiten Orden holen kann!“ - „Pummeluff?“
rief sein Pummeluff, zog ihn am Bein und zeigte auf ein ganz in der Nähe
liegende Eisbude. „Nein, nicht schon wieder Eis,“ sagte Agu, „aber ein
gutes Mittagessen könnten wir uns eigentlich gönnen.“ Gleich
neben der Eisbude war eine Nordsee, und so betraten Agu und seine beiden
Pokémon das Fast-Food-Restaurant, um sich mit Backfisch und Kartoffelsalat
zu stärken.
PATSCH
„Nanu?“ horchte
Agu auf, „war das jetzt eben eine Peitsche?“ Er sah aus dem Fenster.
PATSCH
„Schon wieder!“
Das lies Agu jetzt keine Ruhe. Er sprang auf und verließ das Restaurant,
um zu sehen, woher diese Peitschenhiebe kamen.
PATSCH
„Scheint von dem
großen Segelschiff da zu kommen,“ stellte der junge Trainer fest.
Neugierig ging er an Bord. Was er dort oben sah, ließ ihm fast den
Atem stoppen: Das war doch wieder dieser ruppige Mann von vorhin! „Lern
endlich mal eine starke Attacke!!“ fauchte er das vor Angst zitternde Schiggy
an und schlug es dabei mit einer Peitsche. „Der Kerl tickt doch wohl nicht
mehr richtig,“ dachte Agu, „das ist doch wohl keine Art, mit einem Pokémon
umzugehen!“ Entschlossen stellte er sich zwischen Schiggy und den Mann.
„Hey, hau hier ab, du kleine Kröte!“ schimpfte der Mann, offenbar
ein Matrose auf diesem Schiff. „Ich denk ja nicht dran,“ entgegnete Agu,
„damit Sie wieder das Schiggy schlagen? Das lasse ich niemals zu!“ - „Das
geht dich doch ’nen feuchten Kehricht an,“ rief der Matrose, „oder ist
das etwa dein Schiggy?!“ - „Ich wünschte, es wäre meins,“ schimpfte
Agu zurück, „dann wüsste ich wenigstens, dass das Kleine gut
behandelt wird!“ - „Ich rate dir zum letzten Mal, Junge,“ sagte der Matrose
mit gereizter Stimme, „verschwinde hier, sonst wird es dir noch leid tun!“
Agu sagte nichts mehr, blieb jedoch felsenfest vor Schiggy stehen. „Du
hast es nicht anders gewollt,“ rief der Matrose, „wer nicht hören
will, muß fühlen! Du bist dran, Garados!“ Er warf einen PokéBall,
aus dem eine gewaltige, ausgewachsene Seeschlange mit einer Größe
von 6 ½ Metern zum Vorschein kam. Sie sah mit einem nicht sehr freundlichen
Blick auf Agu hinab und fauchte: „Garados!“
„Na toll,“ zischte
Agu, „so Leute liebe ich, die sich erst Probleme mit anderen Menschen schaffen
und dann ihre Pokémon einbeziehen, weil sie zu feige sind, sich
selbst darum zu kümmern!“ Tatsache war, dass Agu jetzt ebenfalls Pokémon-Unterstützung
brauchte. Zu seinem Glück hatten ihn seine Pokémon gern, deshalb
kamen sie sofort an Bord gelaufen, nachdem Agu nur einmal kurz in Richtung
Nordsee gepfiffen hatte. „Hähähä,“ lachte der Matrose, „die
Kerlchen sind ja niedlich! Aber gegen ein gut trainiertes Garados kommen
sie nie im Leben an, diese Schwächlinge!“ - „Mal sehen, wer hier der
Schwächling ist,“ rief Agu, „Pummeluff, Gesang!“
„Ah, ah-ah-ah-ah,
Pummelu-hu-hu-huff!“
„Garados,“ brüllte
der Matrose, „Drachenwut!“ Mit seinem Gefauche übertönte Garados
Pummeluffs Gesang an und pustete es mit einem Schlag über Bord. „Pummeluff!“
erschrak Agu. Er schaute über die Reling und sah sein Pokémon
hilflos im Wasser planschen. „Pummeluff, zurück!“ rief er und ließ
das Pokémon in seinem PokéBall verschwinden. „Na gut,“ grummelte
er, „ein Glumanda habe ich trotzdem noch! Und das ist jetzt dran!“ - „Da
übersiehst du aber etwas ganz entscheidendes,“ rief der Matrose, „Garados
ist ein gut durchtrainiertes Wasser-Pokémon, dein Glumanda ist ein
kränkelndes Feuer-Pokémon!“ - „Kränkelnd?!“ Agu war empört.
Doch er musste zugeben, dass der Matrose mit der Element-Klasse trotzdem
Recht hatte. „Glumanda, Wandler!“ befahl er daher kurzerhand, worauf hin
aus dem süßen, kleinen Glumanda ebenfalls ein riesiges Garados
wurde. „Biss!“ rief er. Agus Garados stürzte sich auf das Garados
des Matrosen und biß es in den Hals so kräftig es nur konnte.
„Das gilt nicht!“ schimpfte das Matrose, „Garados, Hyperstrahl, nun mach
schon!“ Das gegnerische Garados und schüttelte Agus Garados ab und
strahlte es anschließend an. Agus Garados schrie auf. „Nein!“ rief
Agu, „dieser Mensch darf auf keinen Fall gewinnen! Gluman..., äh,
ich meine: Garados, reiß dich zusammen und antworte mit einer Hydropumpe
wie du niemals zuvor eine Hydropumpe gemacht hast!“ Garados rappelte sich
wieder auf, stellte sich dem Garados des Matrosen gegenüber, sah es
böse an und spuckte ihm dann eine gewaltige Wasser-Fontäne ins
Gesicht. Das schien jetzt dem gegnerischen Garados nicht zu gefallen. Kein
Wunder: Ungewaschene Gesellen mögen eben kein Wasser! Dennoch stand
das Garados noch. „Schiggy!“ rief Schiggy entschlossen, stellte sich dem
Garados seines Trainers gegenüber und unterstützte Agus Garados
mit einer Aquaknarre. Diese Attacke war zwar nicht stark, aber sie war
ausschlaggebend: Das Garados des Matrosen krachte besiegt auf die Planken.
„Und? Was sagen
Sie jetzt, Herr Ruppig?“ rief Agu. „Ich sage, dass du eine Nervensäge
bist, eine Wanze!“ brüllte der Matrose den jungen Trainer an. Dann
wandte er sich wieder dem kleinen Schildkröten-Pokémon zu.
„Und was dich betrifft,“ schimpfte er, „wage es ja nie wieder, dich mir
zu widersetzen! Zur Strafe kriegst du jetzt 100 Peitschenhieb! Nächstes
Mal sind’s 1000! Hast du verstanden?!“ Garados sah Agu fragen an. Als Agu
nickte, gab Garados dem Matrosen einen mächtigen Hieb mit dem Schwanz,
so dass dieser 50 Meter weiter ins Wasser platschte. Dann wurde aus Garados
wieder ein Glumanda.
Agu nahm das Schiggy
in den Arm. „Vor dem bösen Mann brauchst du jetzt keine Angst mehr
zu haben,“ beschloß er, „ich nehme dich jetzt nämlich mit -
wenn du nichts dagegen hast, versteht sich!“ Schiggys Augen strahlten vor
Glück, als es das hörte. Klar, dass es nichts dagegen hatte.
Es umarmte Agu und Glumanda und freute sich, endlich einen netten Trainer
zu haben. Und dann begann Glumanda plötzlich zu leuchten. „Hey,“ rief
Agu, „entwickelst du dich weiter?“ Doch das Leuchten verschwand wieder
und es stand weiterhin ein Glumanda vor Agu und Schiggy. Dieses allerdings
spuckte einen gigantischen Feuerball in den Himmel. „Wow,“ staunte Agu,
„Glumanda, du hast eine neue Attacke gelernt! Super!“ - „Glumanda!“ rief
Glumanda, das sich genauso über diesen Erfolg freute. Dann fiel Agus
Blick zufällig auf die Uhr. „Oh, 14:00 Uhr,“ stellte er fest, „höchste
Zeit, dass ich mir endlich den Donnerorden hole!“
8. Auf dem falschen Dampfer
„Ah, ah-ah-ah-ah,
Pummelu-hu-hu-huff!“ Auf Pummeluffs Gesang reagierte Raichu damit, dass
es sofort tief und fest einschlief. „Ha, jetzt haben wir es,“ freute sich
Agu, „Bodycheck, los!“ - „Nicht so hastig, junger Mann,“ hielt Major Bob
ihn auf und zog eine kleine, weiße Pille aus der Hosentasche, die
er seinem Raichu in den Mund steckte. Dieses wachte sofort auf und funkte
nur so vor Energie. Kampfbereit stand es Pummeluff gegenüber. „Was
war das eben?“ fragte Agu. „Das?“ antwortete Major Bob, „oh, nichts weiter,
bloß ein Aufwecker! Gibt’s in jedem gut sortierten Supermarkt! Und
jetzt genug geredet: Raichu, Donner!“ - „Rai!“ Das ausgewachsene Elektro-Pokémon
schockte das kleine Pummeluff so heftig, dass dieses weg kullerte vor Agus
Füßen bewusstlos liegen blieb. „Oh, armes Pummeluff,“ sagte
Agu und rief das Pokémon in den PokéBall zurück. „Naja,“
rief er, „das war nur zum Aufwärmen! Mein wahrer Triumph folgt erst
jetzt! Du bist dran, Glumanda!“ - „Ha, ein Glumanda,“ lachte Major Bob,
„auch nichts besonderes!“ - „Warten Sie’s ab,“ rief Agu, „aber bitte sagen
Sie mir kurz: Beherrscht Ihr Raichu Schaufler?“ - „Na, aber selbstverständlich,“
erklärte Major Bob stolz, „ein Raichu, das nicht Schaufler kann, ist
ja wohl kein Raichu!“ - „Dankeschön,“ unterbrach Agu, „das war alles,
was ich wissen wollte! Glumanda, Wandler!“
Nichts geschah.
„Hahaha,“ lachte
Major Bob, „das weiß doch wohl der unerfahrendste Anfänger,
dass ein Glumanda nie im Leben Wandler lernen kann! Du bist ja fast noch
dümmer als der Typ mit dem Pikachu, der vorhin hier war!“ Was, Ash
war auch schon hier gewesen? Und hatte verloren? Egal, was kümmerte
es Agu, ob Ash gewann oder verlor! Wichtig waren ihm die eigenen Siege!
Und im Moment störte es ihn, dass Glumanda nicht mehr Wandler konnte.
Warum eigentlich? Plötzlich erinnerte er sich an die Szene auf dem
Schiff zurück. Glumanda hatte doch eine neue Attacke gelernt - und
dafür wohl Wandler vergessen! „Mist,“ grummelte Agu, „dann muß
es Glumanda so schaffen. Flammenwurf, jetzt!“ Den gleichen gewaltigen Feuerball
wie vorhin auf dem Schiff schickte Glumanda nun gen Raichu. „Ruck-Zuck-Hieb!“
rief Major Bob. Raichu sprang schnell zur Seite, hoppelte auf Glumanda
zu und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Das Feuer-Pokémon
schrie auf. „Prima, Glumanda,“ rief Agu, „es ist nah genug dran! Kratzer!“
- „Oh, oh,“ stellte Major Bob fest, „schnell weg, Raichu!“ Doch Raichu
war doch etwas zu langsam und bekam so von Glumanda rote Striemen quer
durch das ganze Gesicht verpasst. „Das lassen wir nicht durch gehen!“ schimpfte
Major Bob, „Raichu, Donnerschlag, jetzt!“ - „Rai-CHUUU!!“ rief Raichu und
schockte Glumanda gehörig. Das Feuer-Pokémon begann zur torkeln
und fiel schließlich Agu in die Arme. „Macht nichts, Glumanda,“ sagte
Agu, „du hast prima gekämpft.“ Er rief Glumanda in seinen PokéBall
zurück. „Das Raichu pfeift aber auch schon aus dem letzten Loch,“
bemerkte er anschließend, „jetzt liegt alles an dir, Schiggy! Ich
weiß, du kannst es schaffen! Aquaknarre, los!“ Schiggy antwortete
mit einem kurzen „Schiggy!“ und bespritzte Raichu mit Wasser. Das schien
dem Pokémon jedoch nicht aus zu machen. „Pech, Kleiner,“ sagte Major
Bob, „mit sowas wie Ruck-Zuck-Hieb hättest du es vielleicht schaffen
können, aber Wasser stört mein Raichu nicht. Raichu, mach dem
Spiel mit einem Donnerschlag ein Ende!“
Niedergeschlagen
verließ Agu die Arena. Schon zum zweiten Mal hatte er einen wichtigen
Kampf verloren! Dann sah er plötzlich Ash, Misty, Rocko und nicht
zuletzt ein kampfbereites Pikachu auf die Arena zu marschieren. „Hallo
Agu,“ begrüßte ihn Ash. Agu wunderte sich, dass Ash plötzlich
so freundlich war. „Hallo Ash,“ antwortete er glücklich, „sag mal,
bist du etwa nicht mehr sauer wegen dem Glumanda?“ - „Ach was, schon vergessen,“
sagte Ash, „ich hab inzwischen selber ein Glumanda! Und ein Bisasam und
ein Schiggy übrigens auch!“ - „Cool,“ staunte Agu, „ein Schiggy hab
ich auch gerade vor einer Stunde gekriegt, aber ein Bisasam fehlt mir noch.
Wie viele Orden hast du denn bisher?“ - „Bisher noch die zwei, die du ja
schon kennst,“ sagte Ash, „aber ich hol mir jetzt gleich da drin meinen
dritten! Beim zweiten Mal klappt’s bestimmt! Nicht wahr, Pikachu?“ - „Pika!“
- „Dann viel Glück, Ash,“ sagte Agu, „ich versuch’s vielleicht später
auch noch mal. Jetzt schau ich mir erst mal die Schiffe an. Spiel nämlich
mit dem Gedanken, eine Hafenrundfahrt zu machen.“ - „Könnten wir eigentlich
auch später machen,“ sagte Ash zu Misty und Rocko. „Gute Idee,“ stimmte
Rocko zu, „die M.S. Anne soll gut sein, hab ich gehört!“ - „M.S. Anne?“
freute sich Agu, „danke für den Tip, Rocko! Dann hol ich mir gleich
mal mein Ticket! Wir sehen uns dann an Bord, Ash!“ Er verabschiedete sich
von Ash und drückte ihm noch mal fest die Daumen für den Kampf
und lief dann los zu den Anlegestellen, um nach der M.S. Anne zu suchen.
„Mal sehen,“ sagte
Agu, während er langsam an allen Schiffen vorbei ging und sich den
Namen ansah, „M.S. Anne... M.S. Anne...“ Vor einem großen Dampfer
blieb er stehen. „Das müsste sie eigentlich sein,“ dachte Agu. Zwar
konnte man nur ‚M.S. A’ lesen, weil der Rest des Namens von gestapelten
Kisten verdeckt war, doch die Beschreibung im Trainer-Führer passte
und so ging Agu an Bord. „Verzeihen Sie,“ sagte er, „ich hätte gerne
ein Ticket für die Fahrt.“ - „Kannst du haben,“ sagte der Mann, der
am Eingang stand, „kostet 20 PokéDollar!“ - „Kein Problem,“ rief
Agu, zog einen Zwanziger aus der Tasche und drückte ihn dem Mann in
die Hand. „Dankeschön,“ sagte dieser, „viel Spaß an Bord!“
Agu ging direkt
auf die Terrasse, wo er Pummeluff, Glumanda und Schiggy aus ihren PokéBällen
ließ, damit sie auch die frische Seeluft genießen konnten.
„Mal sehen, was Ash gerade so macht,“ dachte sich Agu und sah rüber
zur Arena, die in diesem Moment mit vielen Blitzen in die Luft flog. „Wow,“
staunte Agu, „möchte bloß wissen, ob das jetzt Pikachu oder
Raichu war!“ Dann tutete das Schiff plötzlich. „Hä?“ wunderte
sich Agu, „die wollen doch nicht etwa jetzt schon ablegen! Ash ist doch
noch gar nicht an Bord!“ Doch trotzdem wurden vor Agus erstaunten Augen
die Taue gelöst und das Schiff stach in See. „Nun ja,“ dachte Agu,
„schade, aber kann man jetzt nix dran ändern, mach ich mir eben nur
mit meinen Pokémon und ohne Ash und die anderen ’nen schönen
Tag.“ Er und die drei Pokémon setzten sich an einen kleinen Tisch
in der Sonne und bestellten bei einer bildhübschen Kellnerin vier
gemischte Eisbecher (mal wieder...). Während die Pokémon beim
Essen gespannt nach vorne sahen, schaute Agu immer wieder nach hinten,
um vielleicht noch etwas über den Ausgang von Ashs Kampf mit zu kriegen.
An der Reling herunter schaute niemand und so bemerkte auch keiner, dass
das Schiff nicht M.S. Anne sondern M.S. Aqua hieß.
9. Eieiei...
Erst als das Schiff
wieder anlegte und Agu von Bord sah, bemerkte er, dass er offensichtlich
deutlich mehr als nur eine Hafenrundfahrt hinter sich hatte. Die Stadt,
die nun vor ihm lag, war zwar auch ganz nette und hatte auch alle lebenswichtigen
Einrichtungen - Arena und Eisbude nämlich - aber Orania City war es
garantiert nicht. Zunächst sah Agu staunend an dem gigantischen Leuchtturm
nach oben, dann ging er zum Kapitän, um ihn zu fragen: „Verzeihung,
Käpt’n, wo halten wir uns gerade auf?“ - „Nun, junger Mann,“ sagte
dieser, „vor dir liegt Oliviana City.“ - „Oliviana City?“ staunte Agu.
Von einer Stadt mit diesem Namen hatte er noch nie etwas gehört. „In
welcher Ecke von Kanto liegt das denn?“ - „Kanto?“ lachte der Kapität,
„mein junger Freund, Oliviana City liegt in Johto, das weiß doch
so ziemlich jeder! Im Süd-Osten von Johto!“ - „Johto...“ Agu konnte
es kaum glauben, er hatte das geschafft, wovon viele Trainer in Kanto träumten,
er war in Johto! Dennoch wollte er eigentlich lieber erst mal zurück.
„Und wann,“ fragte er den Kapitän, „fährt Ihr Schiff denn wieder
nach Orania City zurück?“ - „Vorerst gar nicht,“ erklärte der
Kapitän, „wir planen zwar, in den nächsten Jahren komplett auf
einen Pendel-Verkehr zwischen Kanto und Johto umzustellen, doch jetzt werden
wir erst mal übermorgen zu einer Weltumrundung aufbrechen.“ - „Na
toll,“ murmelte Agu, „jetzt sitz ich also im Traumland aller Trainer fest!“
- „Hör mal,“ schlug der Kapitän vor, „wenn du unbedingt nach
Kanto zurück willst, dann möchte ich dir den Magnetzug ans Herz
legen. Er fährt von Dukatia City direkt nach Saffronia City.“ - „Was?“
Ash traute seinen Ohren nicht, „es gibt einen Magnetzug? Toll! Und wo ist
Dukatia City?“ Der Kapitän kramte eine Landkarte von Johto aus seiner
Westentasche und faltete sie auseinander. „Direkt östlich von hier,“
sagte er, „du kannst über Route 38 und 39, durch Teak City und am
Nationalpark vorbei dort hin gehen oder du kannst den direkt Weg nehmen
und dich durch die Wildnis schlagen.“ - „Was empfehlen Sie mir denn?“ fragte
Agu. „Kommt drauf an,“ meinte der Kapitän, „was dir wichtiger ist.
In Teak City gibt es natürlich eine Arena, während du mitten
in der Natur mit Sicherheit auf einige seltene Pokémon stoßen
könntest. Beides hat also seine Vor- und Nachteile. Aber wenn du erlaubst,
ich muß mich jetzt auf’s Ohr hauen, bin müde. Viel Glück
auf deiner Reise!“ - „Danke!“ sagte Agu. Dann zog sich der Kapitän
in seine Kajüte zurück und Agu ging von Bord.
„So,“ sagte er zu
seinen Pokémon, „jetzt sind wir also in Johto. Was meint ihr, gehen
wir durch die Wildnis und fangen neue Freunde oder machen wir den Umweg
über Teak City und holen uns einen Orden?“ - „Glumanda?“ rief Glumanda
und zeigte auf die Arena von Oliviana City. „Ach, richtig,“ fiel Agu wieder
ein, „hier gibt’s ja auch eine Arena! Prima, dann nehmen wir also hier
schnell den Orden mit und gehen dann direkt quer durch die Landschaft nach
Dukatia City!“ - „Glumanda!“ rief das Pokémon einverstanden. Auch
Schiggy stimmte mit einem lauten „Schiggy! Schiggy!“ zu. „Also kommt,“
rief Agu, „holen wir uns unseren ersten Orden in Johto!“
Entschlossen betraten
Agu und seine Pokémon die Arena. Drinnen lag ein kleiner, felsiger
Raum vor ihnen. Und am anderen Ende dieses Raumes stand ihnen eine junge
Trainerin gegenüber - die Arenaleiterin! „Wer immer du bist,“ rief
Agu dem Mädchen entgegen, „ich fordere dich heraus um den... den...
halt den Orden, den du vergibst!“ - „Na gut,“ lachte die Arenaleiterin,
„ich heiße Jasmin und mein Orden ist der Stahlorden. Ich nehme deine
Herausforderung an und wenn du gewinnst, dann kriegst du den Orden!“ -
„Fein,“ rief Agu, „dann kann’s von mir aus los gehen!“
Agu und Jasmin stellten
sich gegenüber. Jasmin zückte ihren ersten PokéBall und
warf ihn in die Luft. Heraus kam ein Stahlos. „Ha,“ rief Agu begeistert,
„das ist ein Stahlos! Damit hab ich schon Erfahrung! Du bist dran, Glumanda!“
- „Aha,“ bemerkte Jasmin, „ein Feuer-Pokémon! Kein unkluger Schachzug!
Na gut, schauen wir mal, was es drauf hat! Stahlos, Klammergriff!“ - „STAHLOS!!“
knurrte Stahlos und wickelte sich um Glumanda. „Pah,“ rief Agu, „Glumanda,
das macht dir doch nix aus! Flammenwurf, los!“ Glumanda spuckte zwar wie
wild Feuer um sich, da es jedoch durch den Klammergriff in seiner Bewegungsfreiheit
stark eingeschränkt war, konnte es nicht richtig zielen und die Flammen
verfehlten immer knapp ihr Ziel. „Drück fester,“ befahl Jasmin, „bis
Glumanda nicht mehr kann und aufgibt!“ Stahlos begann, Glumanda so heftig
zu quetschen, dass dieses nur noch mit Müh und Not ein hilfloses „Glu...
man... da...“ heraus brachte. „Glumanda, zurück!“ rief Agu endlich
und holte das Feuer-Pokémon in seinen PokéBall zurück.
„Aber ich gebe nicht auf,“ rief der junge Trainer entschossen, „ich habe
noch mehr Pokémon!“ - „Meinetwegen,“ sagte Jasmin, „setz ein, was
du für nötig hälst!“ - „Tu ich,“ rief Agu, „komm, Pummeluff!“
Nichts geschah.
„Nanu?“ wunderte
sich Agu, „wo ist Pummeluff hin?“ Er sah sich in der ganzen Arena um, doch
von Pummeluff war nirgends eine Spur. „Hey, Jasmin,“ rief plötzlich
eine Männerstimme von draußen. „Ja, Knut?“ rief Jasmin zurück.
„Das hier solltest du dir mal ansehen,“ rief Knut in die Arena, „da liegt
ein Pokémon nicht weit weg von deiner Arena! Es sieht krank aus!“
- „Ein Pokémon? Krank?“ Jasmin erschrak. „Entschuldige mich bitte
kurz,“ sagte sie zu Agu und lief nach draußen. „Tatsächlich,“
hörte Agu sie sagen, „oh, das sieht wirklich böse aus! Das arme
Pummeluff!“ - „Pummeluff?“ Agu erschrak. Auch er rannte nun nach draußen.
Schiggy und Stahlos sahen sich kurz gegenseitig an, dann folgten sie Agu
und verließen so ebenfalls die Arena.
„Tatsächlich,“
schluckte Agu, „das ist mein Pummeluff!“ - „Dein Pummeluff?“ fragte Jasmin,
„dir ist aber schon klar, dass man sein Pokémon nicht einfach so
in der Gegend rum liegen lassen sollte, oder?“ - „Natürlich,“ verteidigte
sich Agu, „ich hab doch gar nicht gemerkt, dass es nicht mehr hinter mir
war!“ - „Jetzt fangt bitte nicht an, euch zu streiten,“ mischte sich Knut
ein, „wir sollten es lieber ins Pokémon Center bringen!“ - „Stimmt!“
riefen Agu und Jasmin fast gleichzeitig. Agu schnappte sich also sein Pummeluff
und rannte mit ihm ins Pokémon Center. Jasmin, Knut, Schiggy und
Stahlos kamen wieder hinterher. Im Center überreichte Agu sein Pokémon
einer Schwester Joy, deren Chaneira wie immer ein fröhliches „Chaneira!“
von sich gab und die selbst auch das übliche sagte: „Ich werde sehen,
was sich tun lässt. Setz du dich bitte so lang ins Wartezimmer.“ Agu
und den anderen blieb keine andere Wahl, sie mussten auf den Stühlen
im Wartezimmer Platz nehmen und die Zeit vergehen lassen. „Sag mal,“ fragte
Agu plötzlich Jasmin, „wieso bist du eigentlich mit gekommen? Was,
wenn in der Zwischenzeit wieder ein Herausforderer in die Arena kommt?“
- „Och,“ sagte Jasmin, „der wird schon merken, dass keiner da ist. Der
gesundheitliche Zustand eines Pokémon ist für mich immer wichtiger
als die Orden eines Trainers.“ - „Sie ist eigentlich Pokémon-Ärztin,“
erklärte Knut, „die Arena macht sie nur so als Nebenjob.“ Agu lobte
Jasmin für diesen großen Einsatz für Pokémon und
dann ertönte die lang erwartete Durchsage: „Trainer Agu möchte
bitte sein Pummeluff an Theke 5 abholen!“ Agu und Schiggy sprangen auf
und liefen schneller zur Theke, als Jasmin und Knut gucken konnten. „Hier
ist erst einmal dein Pummeluff,“ sagte Schwester Joy und drückte Agu
das kerngesunde Ballon-Pokémon in die Hand. Dann fuhr sie fort:
„Es war gar nicht krank, es hat nur ein Ei gelegt. Das ist nun einmal mit
Schmerzen verbunden.“ - „Kann ich irgendwie nach vollziehen,“ sagte Agu,
„hab es zwar selbst noch nicht getan, aber...“ - „Nun, wie dem auch sei,“
sagte Schwester Joy, „hier hast du das Ei.“ Sie überreichte Agu feierlich
ein waschechtes Pokémon-Ei. „Wow,“ staunte dieser, „habt ihr das
gehört, Pummeluff und Schiggy? Bald sind wir zu viert!“ Dann wandte
er sich Jasmin zu. „Führen wir unseren Kampf fort?“ fragte er. „Mit
Vergnügung, Agu,“ antwortete Jasmin, „mit allergrößtem
Vergnügen!“
10. Spuk in der Arena
Behutsam steckte
Agu das Ei in seinen Rucksack. Dann ging er mit Jasmin, Knut und den Pokémon
zurück in die Arena. Stahlos stellte sich sofort kampfbereit im Ring
auf. „Du bist dran, Pummeluff,“ rief Agu und dirigierte das runde Pokémon
auf die Kampffläche. „Gesang!“ befahl er. Pummeluff begann also mal
wieder zu singen. Zwar reagierte Stahlos darauf mit einem kräftigen
Gähner, doch einschlafen tat es deshalb noch lange nicht. „Stahlos,“
konterte Jasmin, „Klammergriff!“ Diese Attacke schien bei Stahlos-Besitzern
beliebt zu sein. Und was Agu noch mehr störte: Sie war gegen Pummeluff
wirkungsvoll. „Pummeluff, zurück!“ entschied er, bevor das Pokémon
am Ende vielleicht noch platzte.
„Sieht schlecht
aus,“ stellte Jasmin fest, „du hast nur noch ein Pokémon übrig.“
- „Ich weiß,“ rief Agu, „und dieses eine Pokémon wird dein
Stahlos jetzt zum Rosten bringen! Schiggy, du bist dran! Aquaknarra!“ -
„Schiggy!“ rief Schiggy und bespritzte die Eisen-Schlange mit feinstem
H2O. Stahlos schrie auf. „Stahlos, Tackle!“ rief Jasmin. Stahlos schüttelte
sich kurz und raste dann auf die kleine Schildkröte zu. „Schiggy,“
befahl Agu, „jetzt schnell den Ruck-Zuck-Hieb!“ - „Schiggy!“ rief das Wasser-Pokémon
und rannte Stahlos entgegen. Es rummste gewaltig, als die beiden aufeinander
stießen. Beide Pokémon wurden durch den heftigen Aufschlag
in Richtung ihres Trainers geschleudert und blieben dort beide regungslos
liegen.
„Scheint ein Unentschieden
zu sein,“ meinte Knut. „Nun, nicht ganz, Agu, leider,“ sagte Jasmin und
zückte einen zweiten PokéBall, „du hast keine weiteren Pokémon
mehr, aber ich habe hier drin noch eines! Schade, kein Stahlorden für
dich!“ Schiggy drehte mit aller Mühe seinen Kopf zu Agu und sah ihn
an. Agu nickte. „Nicht so schnell,“ bestimmte er, „laß das Pokémon
bitte mal aus seinem PokéBall!“ - „Na, wenn du meinst,“ sagte Jasmin,
„von mir aus gern. Du bist dran, Magnetilo!“ Ein kleines Elektro-Pokémon
kam zum Vorschein. „Schiggy,“ sagte Agu, „glaubst du, du hast noch genug
Kraft für eine Attacke?“ - „Schig... gy...“ antwortete Schiggy, stellte
sich mühsam wieder auf die Beine, zielte und schoß dann eine
Aquaknarre auf Magnetilo. „Ha,“ rief Jasmin, „Wasser macht der Elektrizität
nichts aus!“ - „Mag sein,“ stellte Knut fest, „dem Stahl aber wohl schon,
Jasmin!“ - „Was?“ Jasmin erschrak. Schnell schaute sie zu ihrem Pokémon
und durfte gerade noch mit ansehen, wie es am Boden aufschlug.
„Nicht schlecht,
Junge, muß ich wirklich zugeben,“ lobte Jasmin. Sie zog den Stahlorden
aus ihrer Tasche. „Bitte schön,“ sagte sie, „der ist für dich!“
- „Wow, danke,“ rief Agu glücklich, „endlich wieder mal ein Orden!“
Mit strahlendem Blick heftete er den Stahlorden neben den Felsorden aus
Marmoria City. Dann verabschiedete er sich von Jasmin und Knut und verließ
als stolzer Sieger die Arena.
„Glumanda!“ rief
Glumanda und lief zu einem kleinen Trampelpfad, der mitten in den unerforschten
Wald hinein führte. „Nein,“ sagte Agu, „ich habe es mir anders überlegt.
Wir essen jetzt erst mal unseren ersten Eisbecher in Johto und dann wandern
wir gemütlich nach Teak City und holen uns dort auch einen Orden!“
Sie ließen sich also vier gemischte Eisbecher mit Sahne schmecken
verließen dann Oliviana City nach Norden. Es war schon dämmerig,
als sie los gegangen waren, und jetzt, als sie in Teak City ankamen, war
es Mitternacht. „Puh,“ sagte Agu und betrachtete die beiden Türme,
die über die Stadt aufragten, „das ist jetzt wirklich mal eine Ortschaft,
in der man nicht so gern nachts unterwegs ist!“ - „Nicht wahr,“ sagte plötzlich
eine heisere Stimme hinter ihm, „und das hat auch seinen guten Grund. Der
Arenaleiter züchtet hier nämlich Geister und in den Türmen
sollen gigantische legendäre Pokémon leben!“ Agu drehte sich
erschrocken um. Hinter ihm stand ein altes Großmütterchen mit
einem Gesicht voller Falten und steif wie Marmor. Agu ging vorsichtshalber
zwei Schritte zurück und fragte dann: „Da Sie schon von der Arena
reden: Können Sie mir hier ein gutes Hotel empfehlen? Ich möchte
nämlich nicht auf der Straße stehen, bis ich morgen früh
um meinen Orden kämpfe.“ - „Nun,“ sagte die Frau, „du könntest
dein Glück dort drüben, im Wirtshaus zum Tropfenden Blute, versuchen.
Ich möchte dir allerdings nicht raten, jetzt dort hin zu gehen!“ -
„Glaub ich,“ unterbrach Agu, „allein schon der Name... *schauder*“ - „Nein,
nicht deshalb,“ rief die Frau, „aber die Arena hat nur nachts geöffnet!“
- „Ach so,“ sagte Agu, „das ist etwas anderes. Danke für die Auskunft!“
Dann fiel ihm auf, dass die Frau plötzlich spurlos verschwunden war.
„Seltsame Gegend...“ murmelte Agu und ging mit gemischten Gefühlen
auf die Arena zu.
Nachdem der junge
Trainer die Arena betreten hatte, fand er sich in vollkommener Dunkelheit
wieder. Vorsichtig tastete er sich durch die Schwärze, um schließlich
irgendwann einen großen Mann zu spüren. „Was willst du hier?“
raunzte ihn den Mann an. „Ich... ich will den Arenaleiter herausfordern,“
erklärte Agu. „Der bin ich,“ sagte der Mann, „ich bin Jürgen,
Arenaleiter von Teak City. Wenn du wirklich keine Angst vor Geist-Pokémon
hast, dann kann der Kampf beginnen. Jeder darf übrigens genau zwei
Pokémon einsetzen. Du bist dran, Alpollo!“ Agu hörte zwar das
Klacken eines PokéBalls und spürte, dass irgendetwas um ihn
herum flog, doch er konnte nichts sehen. Weder das Alpollo noch Jürgen
noch sich selbst. Wie auch bei völliger Dunkelheit? „Wir brauchen
Licht,“ rief Agu entschlossen und setzte als erstes Pokémon Glumanda
ein. Die Flamme an dessen Schwanz brachte immerhin ein kleines bisschen
Licht in die Angelegenheit. „Hypnose,“ befahl Jürgen, „und dann Traumfresser!“
Was Alpollo nun tat, sah Agu aufgrund der Dunkelheit nicht. Das einzige,
was er sah, war, dass Glumanda seelenruhig einschlummerte. „Na sowas,“
dachte er, „andere Pokémon einschläfern ist doch eigentlich
Pummeluffs Aufgabe...“ Er konnte nichts anderes tun außer hoffen,
dass Glumanda möglichst schnell wieder aufwachen würde. „Traumfresser,“
befahl Jürgen unterdessen ganz gelassen.
11. Jens, Agus neuer Begleiter
Alpollo schoß
aus der Dunkelheit heraus und auf das hilflose da schlafende Glumanda zu.
Agu konnte nichts anderes tun als tatenlos zusehen, wie Alpollo nun Glumandas
Traum verspeiste und ihm dabei haufenweise KP abzog. Und schließlich
war der Moment gekommen, in dem Glumanda besiegt zu Boden fiel. „Mist,“
grummelte Agu und rief das Feuer-Pokémon in seinen PokéBall
zurück. Damit war nun auch die einzige kleine Lichtquelle verschwunden
und die beiden Trainer standen sich wieder in völliger Dunkelheit
gegenüber. „Na?“ fragte Jürgen, „was nun?“ - „Ich weiß
nicht,“ überlegte Agu, „soll ich Pummeluff oder Schiggy einsetzen?“
- „Na, das musst schon du wissen, Junge,“ rief Jürgen, „ich bin hier
der Arenaleiter, nicht dein Lehrer!“ - „Sie haben recht,“ sagte Agu, „und
ich glaube, Pummeluff ist noch etwas zu erschöpft von der Sache mit
dem Ei, deshalb wähle ich Schiggy!“ Der junge Trainer warf also den
PokéBall. Sehen konnte er es zwar nicht, doch das Klacken und das
„Schiggy! Schiggy!“-Rufen bestätigtem ihm, dass sein Kröten-Pokémon
im Ring stand. „Schiggy,“ befahl Agu, „Biss!“ - „Schiggy?“ fragte Schiggy.
„Nun beiß schon,“ rief Agu. „Ja, hahaha,“ lachte Jürgen, „Biss
ist zwar als Unlicht-Attacke gut gegen Alpollo, nur müsste Schiggy
dazu wissen, wo Alpollo ist!“ - „Das ist ja fies!“ schimpfte Agu, „na gut,
dann biß dich eben wie wild in alle Richtungen durch! Keine Rücksicht
auf Verluste!“ Wie ein wilder Löwe fegte Schiggy durch die Arena und
schien tatsächlich einen Glückstreffer zu landen: Ein erschrockenes
und schmerzendes „AAAAAL!!“ ertönte. „Alpollo, noch mal Hypnose!“
befahl Jürgen, doch nichts geschah. „Ihr Alpollo scheint besiegt zu
sein,“ stellte Agu fest. „Sieht so aus,“ stimmte Jürgen zu, „aber
das ist für dich noch kein Grund, gleich einen Freudentanz aufzuführen!
Ich habe noch ein Geist-Pokémon! Gengar, los! Und Alptraum!“ Jetzt
konnte Agu etwas sehen, wenn auch nur dunkelviolette und dunkelrote Blitze,
durch die Arena schnellten. Ob das die Alptraum-Attacke war? Dann schrie
plötzlich Schiggy auf. „Ha!“ rief Jürgen, „getroffen!“ - „Schiggy,“
rief Agu, „versuch noch mal den Biss!“ - „Gengar,“ befahl Jürgen,
„kontere mit der Agilität!“ Schiggy rief kampfbereit „Schiggy!“ und
biß sich erneut durch die ganze Arena - bis es plötzlich ‚PLÄSCH’
machte. Was war geschehen? „Schiggy!“ rief Agu, „Schiggy, was ist los mit
dir?“ - „Nun, dem Geräusch nach,“ sagte Jürgen, „ist Schiggy
an die Arenawand geknallt.“ - „Args! Nein! Schiggy! Geht’s dir noch gut?“
Ein verzweifeltes „Schi...“ ertönte. Dann kam von Richtung Wand ein
grelles weißes Licht, so hell, dass man nun vor lauter Licht nichts
mehr sehen konnte. „Gen... gar...“ stöhnte Gengar. „Oje,“ rief Jürgen,
„Gengar verträgt kein Licht!“ - „Das ist aber sehr schade für
Sie,“ triumphierte Agu, „Schiggy verträgt es dafür umso besser!
Los, Schiggy, noch mal Biss!“ - „Schillok! Schillok!“ - „Schillok?“ staunte
Agu, „hat... hat Schiggy sich etwa weiter entwickelt? Cool!“ - „Jetzt wird’s
hart, Gengar,“ rief Jürgen, „schnell, Schlecker!“ Jürgen konnte
die Schmerzen seines Gengar förmlich spüren, als es immer näher
auf die Lichtquelle zu gehen musste, doch dann hörten er und Agu ein
lautes Schlürfen, den Schlecker. „Schil... lok...“ stöhnte Schillok,
das dem Plumps nach zu Boden gefallen war. „Gleich ist es geschafft, Gengar,“
freute sich Jürgen, „jetzt nur noch einmal Alptraum, dann dürften
wir es haben!“ Erneut schossen die violetten und roten Blitze durch die
Arena. Schillok schrie kurz auf, dann hörte man von dem Wasser-Pokémon
nichts mehr. Das grelle Licht schwand und in vollkommener Dunkelheit durfte
Agu sein Schillok zurück rufen und erfahren, dass er erneut verloren
hatte.
Die Arenatür
flog auf. Da es inzwischen Tag zu sein schien, drang Sonnenlicht in die
Arena. Gengar hielt sich die Augen zu. „Zurück,“ rief Jürgen
und ließ das Geist-Pokémon in seinem PokéBall verschwinden.
Zum ersten Mal konnte Agu in Jürgens Antlitz sehen. Er war schon ein
alter Mann, 60 Jahre bestimmt, und der stabilste auch nicht mehr. Dann
erblickte Agu an der Tür einen Jungen in etwa seinem Alter. „Äh,
hi,“ sagte er zögernd. Doch der Junge kümmerte sich um ihn, er
sagte nur zu Jürgen: „Papa, ich spiel mit Endivie im Nationalpark,
okay?“ - „Nein, warte mal, Sohnemann,“ hielt Jürgen ihn auf. „Was
ist los, Paps?“ fragte der Kleine. „Ich überlege,“ antwortete Jürgen.
„Was überlegen Sie?“ fragte nun auch Agu interessiert. „Komm mal mit
ins Hinterzimmer, Agu,“ sagte Jürgen, „und du wartest hier, Junge,
verstanden? Es dauert nicht lang!“ Er ging mit Agu in eine kleine Kammer
hinter der eigentlichen Kampfhalle.
„Also?“ fragte Agu.
„Das ist mein Sohn Jens,“ erklärte Jürgen, „er soll bald diese
Arena erben, denn mir sieht man ja mit Sicherheit an, dass ich diesen Job
nicht mehr lange durchhalte.“ Agu wollte nichts falsches sagen, daher schwieg
er lieber. „Das Problem ist nur,“ fuhr Jürgen fort, „er hat nichts
anderes im Kopf, als mit seinem Endivie zu spielen. Richtiges Training,
wie es sich für einen Arenaleiter eigentlich gehört, interessiert
ihn nicht. Es wäre daher gut, wenn er einige Zeit mit einem angehenden
Pokémon-Meister durch Johto ziehen und gezwungenermaßen trainieren
würde.“ - „Aha,“ sagte Agu, „und mit diesem angehenden Pokémon-Meister
meinen Sie mich, richtig?“ - „Genau,“ stimmte Jürgen zu, „auch, wenn
du diesen Kampf verloren hast, deine Art, mit Pokémon umzugehen
ist einmalig. Sie sind nicht deine Mannschaft, sie sind deine Freunde,
und doch trainierst du gut mit ihnen und machst sie zu einer starken Truppe.“
- „Danke,“ sagte Agu, „ich werde sehen, was ich für Jens tun kann.
Aber eines interessiert mich noch.“ - „Ja?“ - „Was ist ein Endivie?“
Jürgen erschrak.
„Du weißt nicht, was ein Endivie ist?“ staunte er, „aber das weiß
doch jeder! Das ist neben Karnimani und Feurigel eins der drei Start-Pokémon,
die jeder angehende Trainer von Professor Lind erhält!“ - „Die Namen
sagen mir alle nichts,“ gab Agu zu, „kann das daran liegen, dass ich aus
Kanto komme?“ - „Ja,“ stimmte Jürgen zu, „dann ist es natürlich
kein Wunder. In Kanto kümmert sich Professor Eich um die Neulinge
und verteilt Bisasams, Schiggys und Glumandas. Aber warum befragst du nicht
einfach deinen Pokédex nach Endivie, Agu?“ - „Wissen Sie,“ erklärte
Agu, „ich habe keinen Pokédex. Ich bin damals nämlich zu spät
bei Professor Eich angekommen, da waren alle Pokémon schon weg und
ich habe nichts bekommen. Ich hab mir dann wenig später mit den Händen
und einem Taschentuch Pummeluff gefangen und halt mit dem die Reise bekommen.
Daß es sowas wie Pokédexe gibt, davon wusste ich gar nichts.“
- „Oh Mann,“ stöhnte Jürgen, „weißt du, was das bedeutet?
Daß du nicht mal ein offizieller Pokémon-Trainer bist! Jede
Politesse könnte dich als Tagedieb festnehmen, wenn sie schlecht drauf
wäre! Ich rate dir dringends, nach Neuborkia zu Professor Lind zu
gehen und das alles nach zu holen! Zusammen mit Jens, versteht sich. Er
hat nämlich auch noch keinen Pokédex.“ - „Okay, Jürgen,
werd ich tun,“ sagte Agu, „danke für die Hinweise! Ach ja, eins noch:
Wo liegt Neuborkia?“ - „Im Süd-Osten von Johto,“ erklärte Jürgen,
„du wirst übrigens unterwegs an drei Arenen vorbei kommen und bestimmt
auf viele wilde Pokémon stoßen. So, und jetzt wird es Zeit,
dass ich Jens von seinem Schicksal erzähle.“ Er rief Jens ebenfalls
ins Hinterzimmer.
Zwar hatte Jens
zuerst gemault, aber Jürgen konnte ihn schließlich doch überreden,
mit Agu zu gehen. Und so winkte Jürgen nicht nur seinem nettesten
Trainer seit langem sondern auch seinem eigenen Sohn und dessen Endivie
nach, die der aufgehenden Sonne und neuen Abenteuern entgegen gingen.
12. Piepi kommt ganz groß raus
Der Tau tropfte von
den Grashalmen und die Ledybas schwirrten den beiden Trainern um die Ohren.
„Guck mal, Agu,“ rief Jens, „da vorne ist der Radio-Turm von Dukatia City!“
- „Ja, schön,“ sagte Agu, würdigte den Turm aber nur eines kurzen
Blickes, denn er begutachtete etwas anderes. Ein Sichlor stolzierte nicht
weit entfernt zu ihrer Rechten durch das hohe Gras. „Das fang ich mir!“
beschloß Agu und packte einen PokéBall aus. „Du bist dran,
Glumanda!“ befahl er, „Flammenwurf, los!“ - „Moment!“ unterbrach eine Politesse
und fuhr mit ihrem Motorrad zwischen Glumanda und Sichlor. „Das Sichlor
kannst du nicht einfach so fangen, junger Mann,“ erklärte sie, „das
ist der Hauptpreis in unserem Käfersammler-Turnier!“ - „Käfersammler-Turnier?“
wunderte sich Agu, „und was soll das sein?“ - „Das findet heute Nachmittag
hier im Nationalpark statt,“ sagte Officer Rocky, „um 14:00 Uhr. Die Teilnehmer
versuchen, die Käfer-Pokémon zu fangen, die wir vorher in den
Park lassen, und der Sieger ist derjenige, der das größte fängt.“
- „Aha,“ fragte Jens, „und kann ich da auch mitmachen?“ - „Natürlich,“
sagte Rocky, „ihr könnt beide mitmachen! Je mehr Teilnehmer, desto
spannender! Seid einfach um 14:00 Uhr wieder hier!“ - „Kein Problem,“ rief
Agu, „ich werde zur Stelle sein!“
Wenige Schritte
weiter kamen er und Jens in Dukatia City an. „Jetzt interessiert mich doch
wirklich mal dieser Radio-Turm,“ beschloß Jens, „den seh ich mir
mal näher an!“ - „Okay,“ stimmte Agu zu, „ich versuch dann so lang
mein Glück in der Arena! Komm du dann einfach nach!“ So trennten sich
also die Wege der beiden vorübergehend.
„Ich fordere hiermit
den Arenaleiter heraus!“ rief Agu in die Arena, nachdem er dieselbe betreten
hatte wie ein Cowboy im Wilden Westen einen Saloon. „Aber bitte,“ lachte
die Arenaleiterin, die den Eindruck erweckte, als hielte sie Agu nicht
für fähig, „bezwinge mich, Arenaleiterin Bianka, und du wirst
den Basisorden erhalten. Ich bezweilfe allerdings, dass es dazu kommen
wird!“ - „Das werden wir doch mal sehen,“ rief Agu, „ich hab nämlich
sehr gut trainierte Pokémon und schon zwei Orden!“ - „Oooh, ich
zittere,“ sagte Bianka ironisch und stellte dann die Regeln auf: „Jeder
darf nur einziges Pokémon einsetzen! Es gibt kein Zeitlimit! Und
mein erstes Pokémon ist ...“ Ihr PokéBall flog durch die
Luft und ließ eine Kuh frei. „Miltank!“ - „Ein was bitte?“ staunte
Agu. Von solch einem Pokémon hatte er noch nie gehört oder
gesehen. „Naja,“ sagte er schließlich, „soll mir recht sein! Dann
wähle ich ...“ Weiter kam er nicht, denn er spürte, dass sich
in seinem Rucksack etwas bewegte. „Was ist jetzt wieder los?“ wunderte
er sich, setzte den Rucksack ab und öffnete ihn. Ein kleines rosa
Pokémon blinzelte ihn an. Offenbar war das Ei geschlüpft. „Pii!“
piepste das kleine Pokémon, sprang munter aus dem Rucksack und tapste
vergnügt auf die Kampffläcke. „Hahaha,“ lachte Bianka, „das ist
ein Baby-Pokémon und du kannst es nicht zurück ziehen, weil
du dann verloren hast! Das wird ein leichter Kampf, Miltank! Hahaha!“ Agu
verzog das Gesicht. „Verflixt noch mal,“ grummelte er, „das hätte
nicht sein müssen! Ich weiß noch nicht einmal, was das ist,
geschweige denn, was es kann, und dann soll ich damit gewinnen?“ - „Miltank,“
begann Bianka den Kampf, „Walzer!“ Miltank legte sich auf den Boden und
kullerte auf das Baby-Pokémon zu. Agu überlegte, so schnell
er konnte: „Das Ei hat Pummeluff gelegt, also muß das Vieh ein Baby-Pummeluff
sein! Hoffentlich kann es die gleichen Attacken! Gesang, los!“ Doch das
Kleine machte keine Anstalten, Gesang einzusetzen. Es sah das rollende
Miltank als ein lustiges Spiel an, sprang auf es drauf und lief auf ihm
wie auf einem großen Ball. Miltank war dadurch so erschrocken, dass
es sofort an die nächste Wand knallte. Das Baby-Pokémon fiel
hinab und die Kuh torkelte ein bisschen. „Was war das denn?“ staunte Bianka,
„Miltank, versuch’s noch mal! Walzer!“ Erneut legte sich die Kuh auf den
Rücken und kullerte dann auf das Baby zu. Dieses lachte sich fast
krank, sprang diesmal mit einem gewaltigen Satz über Miltank drüber
und rollte es dann wie wild und dabei fröhlich quietschend quer durch
die ganze Arena, so dass Miltank schwindelig und speiübel wurde. „Super,
Kleines,“ freute sich Agu, „egal, was du bist!“ Bianka war nicht so erfreut.
Sie befahl ihrem Miltank nun lieber einen ganz normalen Ruck-Zuck-Hieb.
Das Miltank raste darauf hin wie ein wilder Stier auf das Baby zu, welches
jedoch seinen dritten großen Sprung machte, auf Miltanks Rücken
landete und auf ihm Rodeo ritt. Das hatte zur Folge, dass Miltank nur auf
das Baby achtete und nicht die Wand sah, an die es jetzt zum zweiten Mal
rannte. Diesmal war der Aufschlag so heftig, dass Miltank ohnmächtig
liegen blieb.
Jens kam gerade
rechtzeitig in die Arena, um zu sehen, wie Miltank in seinem PokéBall
verschwand. „Wow,“ staunte er, „Agu, hast du gerade echt einen Orden gewonnen?“
- „Ja, hab ich,“ sagte Agu, während er den Basisorden in Empfang nahm,
„ich weiß aber selber nicht so recht, wie das passiert ist.“ - „Aha,“
sagte Jens, „übrigens, schau dir mal dein Pii an!“ Das Baby-Pokémon
leuchtete merkwürdig ... und entwickelte sich dann zu Piepi weiter!
„Wow, cool,“ rief Jens, „ein Piepi! Sowas ist in Johto irre selten! Die
leben hauptsächlich im Mondberg in Kanto!“ Agu grübelte noch,
wie ein Piepi-Baby in ein Pummeluff-Ei gekommen sein sollte, doch als das
Stichwort Mondberg fiel, fiel es auch Agu ein: Pummeluff hatte doch im
Mondberg mit einem Piepi geflirtet! Nun hatte er also nicht nur seinen
dritten Orden sondern auch noch ein seltenes Pokémon, und beides
war ihm nicht unrecht. Und Jens betrachtete beides ein wenig neidisch.
„Sag mal, Jens,“
fragte Agu seinen Kumpel beim Verlassen der Arena, „wie war’s eigentlich
im Radio-Turm?“ - „Och, na ja,“ sagte Jens, „das Ding ist halt noch im
Aufbau. Aber die haben da ein super Gewinnspiel! Teilnahme völlig
kostenlos, der Sieger bekommt einen speziellen PokéBall, der ungeheuer
stark sein soll! Ich hab ihn leider nicht gewonnen.“ - „Was? Starker PokéBall?“
rief Agu begeistert, „dann probier ich das auch! Er rannte los in Richtung
Radio-Turm.
„Sie wünschen?“
fragte die Dame am Empfang. „Wenn’s geht würde ich gerne an dem Gewinnspiel
teilnehmen,“ sagte Agu. „Gerne,“ sagte die Dame, „drücke Sie einfach
den Knopf hier. Wenn die zufällig erzeugte fünfstellige Nummer
mit der Gewinnzahl überein stimmt, dann haben Sie gewonnen.“ Agu drückte
den Knopf. „Ich überprüfe die Zahlen,“ sagte die Dame und sah
in ihrem Computer nach. Als sie plötzlich kreidebleich wurde, konnten
Agu und Jens sich schon denken, was los war. Und sie sollten Recht behalten.
„Herzlichen Glückwunsch,“ sagte die Dame, nachdem sie sich von dem
Schreck erholt hatte, „Sie haben soeben einen Meisterball gewonnen. Sie
erhalten ihn, sobald die Silph Co. mit der Testphase fertig ist.“ - „Super,“
freute sich Agu, „danke!“ Er hinterließ seine Handy-Nummer, um benachrichtigt
werden zu können, sobald der Meisterball lieferbar sei und verließ
dann mit seinem Freund das Gebäude wieder. Und Jens war jetzt noch
neidischer als zuvor.
13. Piepi gegen Endivie
„Agu!“ rief Jens
plötzlich, „ich fordere dich hiermit heraus! Stell dich zum Kampf!“
- „Hä?“ wunderte sich Agu, „was’n los, Jens? Bist du eifersüchtig
wegen dem Piepi, dem Orden und dem Meisterball? Das war doch alles nur
Glück!“ - „Jetzt hör auf, hier rum prahlen,“ rief Jens, „sondern
setz ein Pokémon ein! Ich wähle natürlich Endivie!“ -
„Na gut,“ rief Agu, „wenn du unbedingt kämpfen willst, dann kannst
du diesen Kampf haben! Ich wähle dich, Schillok!“ Die weiterentwickelte
Schildkröte kam aus Agus PokéBall zum Vorschein! „Hahaha,“
lachte Jens, „du weißt wohl gar nichts über Pokémon!
Wasser ist schlecht gegen Pflanze, das müsste man als Ordenträger
wissen! Endivie, Rasierblatt, jetzt!“ - „Endivie!“ Das kleine Pflanzen-Pokémon
schoß einige Blätter auf Schillok, das kurz „Schillok!“ rief
und dann besiegt auf den Rücken fiel. „Zurück, Schillok!“
„Aha,“ überlegte
Agu, „Endivie ist also ein Pflanzen-Pokémon. Mist, hätte ich
mir eigentlich denken können! Aber das ist kein Problem, dann wähle
ich ... Glumanda!“ Das kleine Feuer-Pokémon kam aus Agus PokéBall.
„Oha, ein Feuer-Pokémon,“ bemerkte Jens, „jetzt heißt es Vorsicht,
Endivie! Bloß keine Pflanzen-Attacke! Zerschneider, los!“ Mit seinen
Krallen kratzte Endivie Glumanda quer über das ganze Gesicht. „Oha,“
konterte Agu, „Glumanda, schnell, Flammenwurf!“ - „Endivie,“ rief Jens,
„Agilität! Und dann Ruck-Zuck-Hieb!“ Zwar schoß Glumanda einen
gewaltigen Feuerball auf das Pflanzen-Pokémon zu, doch Endivie sprang
flink zur Seite, rannte auf Glumanda zu und verpasste ihm einen so mächtigen
Hieb, dass es besiegt umfiel. „Verflixt!“ rief Agu, „dieses Endivie ist
gut! Na gut, jetzt du, Pummeluff! Gesang!“ Einmal mehr sang Pummeluff sein
Schlaflied, worauf hin Endivie sofort einschlief. „Ha,“ rief Agu, „spitze!
Jetzt Bodycheck!“ - „Pummel!“ rief Pummeluff und rammte Endivie, das dadurch
ein paar Meter weiter geschleudert wurde. Doch zu Jens’ Freude wachte es
davon wieder auf und griff Pummeluff schnell mit einem Ruck-Zuck-Hieb an.
Nun war es Pummeluff, das fort geschleudert wurde und an einen Baum knallte,
wo es regungslos liegen blieb. Agu rief es in seinen PokéBall zurück.
„Das darf doch wohl
nicht wahr sein!“ knurrte der junge Trainer, „ich habe nur noch ein Pokémon
übrig!“ Er hatte keine weitere Wahl mehr und setzte nun Piepi ein.
„Müßte man nur noch wissen, was das Vieh so kann,“ murmelte
er, „Piepi, mach einfach deine stärkste Attacke!“ - „Piepi!“ rief
Piepi, stellte sich Endivie gegenüber und begann, mit den Ärmchen
zu wedeln. „Hä?“ staunte Agu, „Piepi, was machst du da?“ - „Es setzt
Metronom ein,“ stellte Jens fest, „was dabei raus kommt, weiß man
vorher nie!“ Dann erschraken beide Trainer, als aus Piepis kleinem Mund
plötzlich eine gewaltige Flamme geschossen kam, die Endivie mit einem
Schlag röstete und kampfunfähig machte.
Jens rannte zu seinem
Endivie hin und half ihm wieder auf die Beine. „Dein Piepi ist echt stark,“
sagte er zu Agu, „und das, obwohl es erst heute früh geschlüpft
ist.“ - „Naja,“ antwortete Agu, „dein Endivie ist aber auch nicht schwach.
Ein super Pflanzen-Pokémon. Hoffentlich erwische ich auch sowas
tolles, wenn ich mal ein Pflanzen-Pokémon fange.“ - „Du hast noch
kein Pflanzen-Pokémon?“ staunte Jens, „sag mal, wollen wir tauschen?“
- „Tauschen?“ fragte Agu nach. „Ja,“ erklärte Jens, „ich gebe dir
mein Endivie und du gibst mir das Piepi! Dann hättest du endlich dein
Pflanzen-Pokémon und ich hätte auch ein starkes und seltenes
Pokémon!“ Agu überlegte kurz, ob er diesen Tausch wirklich
machen sollte. Schließlich willigte er ein: „Okay, Jens, tauschen
wir!“ Und so wechselten zwei Pokémon ihren Besitzer. Endivie ging
an Agu, während Jens ein Piepi erhielt.
Die Turmuhr schlug
zwei. „Oh,“ erschrak Agu, „das Käfersammler-Turnier! Schnell, Jens,
wir dürfen nicht zu spät kommen!“ Die beiden Trainer rannten
so schnell sie konnten zurück zum Nationalpark, wo sie gerade noch
rechtzeitig kamen, um sich in allerletzter Sekunde eintragen lassen zu
können. Dann erklärte der Parkwächter die Regeln: „Wir haben
mehrere Käfer-Pokémon in den Park gelassen. Ihr habt jetzt
bis Sonnenuntergang Zeit, um auf die Jagd zu gehen, wobei ihr jedoch nur
ein einziges Pokémon einsetzen dürft. Derjenige, der das größte
Pokémon fängt, ist der Sieger und erhält einen wertvollen
Preis. Doch auch alle anderen müssen nicht traurig nach Hause gehen,
denn ihr dürft die Pokémon, die ihr fangt, auf jeden Fall behalten.
Seid ihr bereit? Das Turnier beginnt genau... 3... 2... 1... JETZT!“
Officer Rocky öffnete
die Pforten des Nationalparks und etwa hundert Trainer stürmten hinein,
um den großen Park nach den Pokémon zu durchforsten. „Warte
mal,“ sagte Jens und hielt Agu fest, der genau wie die anderen einfach
los stürmen wollte, „laß uns strategisch vorgehen! Wir wissen,
dass der Hauptpreis ein Sichlor ist, also können wir alles andere
getrost links liegen lassen und müssen nur dieses eine Pokémon
suchen.“ - „Stimmt,“ sagte Agu, „gute Idee. Dazu müssen wir nur wissen,
wo sich Sichlors normalerweise aufhalten.“ - „Es ist vorhin durch das hohe
Gras spaziert,“ sagte Jens, „und damit wir wissen, wo es hier hohes Gras
gibt, habe ich mir einen Parkführer gekauft.“ - „Wow,“ staunte Agu,
„du denkst echt an alles, Jens!“ Jens schlug die Übersichtskarte des
Parks auf und stellte fest: Hohes Gras gibt es nur weit im Nord-Westen,
wo die Wege gar nicht mehr gepflegt werden und wo bestimmt entsprechend
wenig Trainer hin vordringen. „Klug von den Veranstaltern,“ triumphierte
Jens, „aber nicht klug genug für uns! Los geht’s, Agu!“ Sie liefen
an vielen Raupys, Hornlius, Ledybas, einigen Kokunas, Smettbos und Bluzuks
und natürlich unzähligen Trainern vorbei, ließen jedoch
alles außer Acht und kamen schließlich in einen verlassenen
Wald. Einige umgestürzte Bäume blockierten den Weg. „Damit halten
die uns nicht auf!“ rief Jens und kletterte einfach drüber, Agu hinterher.
Nach einer anstrengenden halben Stunde lichtete sich der Wald schließlich
wieder und sie kamen auf einen verlassenen Wiese an, wo das Gras bestimmt
mindestens einen Meter hoch war. „Tatsächlich,“ bemerkte Jens leise,
„da hinten ist es.“ Nur wenige Meter von den zwei Trainern entfernt bahnte
sich Sichlor einen Weg durch das Dickicht. „Welches Pokémon soll
ich einsetzen, um es zu bekämpfen?“ fragte Agu. Doch Jens kam nicht
zum Antworten, denn die Stimme eines anderen Trainers rief: „Du bist dran,
Smettbo! Stachelspore, los!“